St. Germain

Real Blues

Warner VÖ: 9. Oktober 2015

Ethno-Deep-House-Nu-Jazz, früher Entspannungsmusik, heute ethnologische Feldforschung.

St. Germain waren auf der Schwelle des Millenniums eines dieser Projekte, das sehr erfolgreich zwischen Barmusik und Dancefloor pendelte. Die Franzosen klangen damals eleganter und weltoffener als die britischen Kollegen von der Groove Armada oder Basement Jaxx. Mit dem 2000er-Album TOURIST war dann Schluss, jetzt – 15 Jahre später – ist Chef Ludovic Navarre plötzlich wieder da. In diversen europäischen Städten ließ er 3D-Masken aufhängen und mit den Farben diverser Landesflaggen bemalen.

Der Anspruch von REAL BLUES ist also unbedingt international, der wahre Blues in dieser globalisierten Welt findet sich in der Vielfalt, so Navarres These. Die Reise führt dabei zunächst nach Afrika, auf dem Titelstück und „Sittin Here“ kombiniert er Deep-House mit traditionellem Gesang und Instrumentarium. „Hanky Panky“ ist Ethno-Jazz-Geklimper zu trocken-coolem Synkopenbeat. „Family Tree“ beginnt mit klassischem Klavier, wird dann von einem arabischen Sänger entführt und landet schließlich im „Café del Mar“.

Die Themen-Compilations der Reihe gingen früher gut weg, es handelte sich um Ausruhmusik für sorgenfreie Menschen. Heute sind die meisten jedoch so sehr gestresst, dass ihnen Acid-Jazz-Geplunker von „Mary L“ nur noch mehr an den Nerven zehrt. Von Chill keine Spur. Ludovic Navarre hat gute Absichten, aber die Zeit für diese Art von Musik ist vorbei.