11 Fakten über The Fall


1 The Fall sind Mark E. (Edward) Smith und deine Großmutter. Notfalls. So sieht das jedenfalls der Sänger selbst: „Wenn ich auf der Bühne stehe und deine Oma Bongos spielt, ist es ein Fall-Gig“, sagte er 1998 in einem Interview auf die Frage nach den häufigen Rotationen im Bandgefüge.

2 The Fall sind viel mehr als eine Band. Zum Beispiel ein Familienbetrieb: Smiths erste Frau Brix stieg 1983 als Gitarristin ein (und 1989 vor der Scheidung wieder aus), ihre Nachfolgerin Safron Pryor war Sekretärin des Fall-Fanclubs. Die dritte Smith-Gattin Eleni Poulou ist seit 2002 Keyboarderin. Mit großer Sicherheit hält die Band den Weltrekord an Noch-, Exund Wieder-Mitgliedern: Über 50 Leute dürfen sich rühmen, dabeigewesen oder noch zu sein, manche recht kurz: Stuart Estell spielte beim Reading-Festival 1998 einen Song lang Gitarre (aus dem Moshpit). Im Jahr darauf wurde fünf Minuten vor dem Auftritt Chemical-Brothers-Manager Nick Dewey als Drummer engagiert, weil Smith Tom Head auf der Anreise gefeuert hatte. Keyboarderin Yvonne Pawlett stieg 1979 aus, weil sie sich mehr um ihren Hund kümmern wollte. Und Gitarrist Arthur Cadman war 1982 auf ROOM TO live ganze 15 Sekunden lang zu hören.

3 Benannt ist die Band nach dem Roman des Nobelpreisträgers Albert Camus. Es war das erste und letzte Mal, dass sich Mark E. Smith lyrisch-intellektuell auf jemand anderen als sich selbst verließ.

4 The Fall haben 88 Alben veröffentlicht: 26 Studio-24 Live-, fünf Live/Studioplatten sowie 33 Compilations. Hinzu kommen45 Singles. Erstaunlich, dass von den ersten vier Songs, die die Band am 9. November 1977 im Indigo-Studio in Manchester aufnahm, einer („Frightened“) nach wie vor unveröffentlicht ist (weil Mark E. Smith die Version „lahm “ fand).

5 Sie gelten als „musicians‘ musicians“ – als Band, die vor allem von Kritikern und Kollegen geschätzt wird. Dazu passt, dass bei ihrem ersten Gig im „North West Arts Basement“ in Manchester am 23. Mai 1977 laut Gitarrist Martin Bramah „das Publikum zur Hälfte aus den Buzzcocks bestand“ (deren Sänger Howard Devoto Smith im Rahmen seiner Interaktionsbemühungen einen Finger in die Nase steckte). Zuschauen musste auch Keyboarderin Una Baines, weil die Bank ihren Kredit zum Erwerb eines Instruments noch nichtbewilligt hatte. Mark E. Smith übrigens hat kein Konto: Er bewahrt sein Geld stets bar zu Hause auf, weil er Banken misstraut.

6 The Fall waren immer Außenseiter. Das zeigte sich etwa beim „Deeply Vale People’s Free Festival“ Ende Juli 1978. Gut 20.000 Zuschauer besuchten die dreitägige Veranstaltung, abeT als The Fall samstags im strömenden Regen beim „New Wave Afternoon“ auftraten, tummelten sich lediglich 30 Unentwegte vor der Bühne. Smiths Kommentar: „We’re going to knockyou down, we’regoingtocomeinsideyour head. Thankyou andgoodafternoon.“

7 The Fall haben strenge Regeln. Für das Verhalten des Publikums erließ Smith 1979 folgende Gebote: „Ru/e One: No-onegets on stage. RuleTwo: No spitting. Rule Three: No requests.“ Keine dieser Regeln wurde strikt eingehalten; nicht selten musste die Band in einem Hagel von Bierbechern und anderen Gegenständen spielen und sich Versuchen widersetzen, sie von der Bühne zu entfernen. Anlass dazu boten oft Smiths Ansprachen ans Publikum, so etwa 1979 m Doncaster:

„Guten Abend, wir sindThe Fall Der Unterschied zwischen euch und uns ist, dass wir Gehirne haben.“

8 The Fall sind keine friedliche Band. Smiths Zänkereien mit dem Publikum sind nichts gegen die internen Kämpfe; wähl- und grundlos heuerte und feuerte er Musiker oder wurde von ihnen im Streit um Geld und Kunst im Stich gelassen, Tourneen wurden abgebrochen, Platten neu gemischt. Bisweilen kommt es auch zu Schlägereien und Trennungen auf offener Bühne. Dass Smith am 6. März 2004 in Manchesterim Rollstuhl auftrat, hatte jedoch andere Gründe: Er war eine Woche zuvor bei Glatteis ausgerutscht und hatte sich den Oberschenkel und die Hüfte gebrochen.

9 The Fall waren John Peels absolute Favoriten. Am 30. Mai 1978 (drei Monate vor Erscheinen der ersten Single „Bingo Master’s Break-Out“) standen sie erstmals vor den BBC-Mikrofonen. Es folgten 23 weitere Peel-Sessions, die letzte im August 2004, zwei Monate vor Peels Tod. Und obwohl sich Peel und Smith persönlich nicht sonderlich mochten, war derberuhmteste aller Radio-DJs sogar mal Bandmitglied: In „Symbol Of Mordgan“ (auf middle class revolt, 1994) ist zu hören, wie er sich mit Gitarrist Craig Scanion über ein Manchester-City-Fußballspiel unterhält.

10 The Fall sind keine Legende. Fragt man Smith (deram 5. März einhalbes Jahrhundertaltwird), welche Platte sich Einsteiger zulegen sollten, empfiehlt er immer die neueste: The Fall seien nicht an der Vergangenheit, sondern nur an der Gegenwart interessiert. Das aktuelle Album Reformation post tlc ist (wie fast immer) mindestens eines ihrer besten. Der Einschätzung von John Peel gemäß („The Fall sind immer anders, sie sind immer gleich.“) lohnen aber zumindest die Studioalben allesamt das (Wieder-)Hören, angefangen mit dem im März 1979 erschienenen LIVEATTHE WITCHTRIALS.

11 Mark E. Smith ist Gott. Das ist kein Faktum, son-I I dem eine weit verbreitete Meinung. Er selbst betrachtet sich mit einer gewissen Bescheidenheit: „Ich bin glücklich, dass ich noch am Leben bin.“

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