11 Fakten über Tom Waits


1 Tom Waits war ein Bohemian. In Paris wohnt man zu diesem Zweck in einer verwinkelten Dachgeschosswohnung, in Amerika bevorzugt man Hotels. Nein, nicht das Chelsea in New York wurde Anfang der 70er-Jahre von Waits zur Künstlerbude umfunktioniert, sondern das Tropicana Motel in L.A. In der Küche stand das Klavier, Kumpels und Freundinnen des stetig trinkenden Waits nutzten den Rest des Motels als Partyzone ohne Sperrstunde.

2 San Francisco war auch für den jugendlichen Waits eine Pilgerstätte. Der Buchladen „City Lights“ war das Ziel seines jugendlichen Selbstfindungstrips. Ausgehend von diesem Zentrum der Beat-Literatur, begab er sich auf die Suche nach einem Amerika, dem Schriftsteller wie Jack Kerouac in „On The Road“ nachgejagt waren. Kein Wunder, dass ihm Folk-Literat Bob Dylan da näher lag als der Batik-Eskapismus der psychedelischen Gitarrenfolterer.

3 Selbstzerstörung muss nicht das Ziel eines Musikers sein. Kann aber. Waits teerte seine Lunge mit Viceroys und ließ den Wein flaschenweise in sich hineinlaufen. Drogengegner Frank Zappa war mäßig begeistert von der Angewohnheit seines Support-Acts, sich nach absolviertem Auftritt ausgiebig alkoholisch zu entspannen, und nannte Tom Waits etwas verkniffen den „Weinschlauch“. Als Waits Ende der 70er erkannte, dass derartige Stilpflege weder gesundheitsnoch kreativitätsfördernd ist, behielt er das Image, rauchte eine letzte Zigarette, kämpfte mit dem Alkohol und lebt heute mit 57 bemerkenswert gesund.

4 Ein Tramp war Waits nie, oder doch? Zerbeulte Hose, ausgeleierte Sakkos, auf dem Kopf dieses eine Nummer zu kleine Hütchen. Waits gibt seinem Betrachter das Gefühl, dass der Straßengraben sein bevorzugtes Bett ist. Glaubt man seinen Erzählungen, hat er durchaus Hobo-Erfahrung. Glaubt man …

5 Eine Geschichte muss nicht wahr sein, nur gut erfunden. Mit einem selbst gebastelten Radio empfing er nach eigenen Angaben als Kind Signale von Außerirdischen, beim Schwimmen in Mexiko segelte ein Totenschiff an ihm vorbei. Was der Mann erlebt hat, würde mindestens einen Fantasy-Roman füllen. Interviews mit Tom Waits sind eher nicht so faktenlastig. Dafür allerdings äußerst unterhaltsam.

6 Oh, Gott, was ist mit seiner Stimme los? Tom Waits hat eine logische Erklärung: Die Ärzte seines Onkels Vernon sind schuld. Bei einer Halsoperation hatten diese dummerweise eine kleine Schere vergessen. Als Vernon sich eines Weihnachtsessens an einer Bohne verschluckte, hustete er diese Schere aus. Fortan hatte der gute Vernon ein demoliertes und von Waits bewundertes und imitiertes Organ. Klingt realistisch.

7 Jazz, Blues, Vaudeville – was hat sich Waits da eigentlich zusammengeschraubt? „Cubistfunk“ gab Waits 2004 als Stilbezeichnung für sein Album Real Gone aus. Kann man so sagen. Waits frühe und kurze Zappa-Verbindung ist gar nicht so erstaunlich, bedenkt

8 Auch hinter Waits steht eine starke Frau. 1980 heiratete er Kathleen Brennan, drei Kinder komplettierten die Familie. Brennan war fortan nicht nur seine Lebenspartnerin, sondern auch künstlerischer Fixstern. Als Co-Autorin von nahezu allen Songs beteiligt, hat Brennan allerdings überhaupt keine Lust auf den Pop-Zirkus.

9 Tom Waits ist ein Schauspieler. Ausgerechnet unter der Regie von Sylvester Stallone betrat Waits mit „Paradise Alley“ 1978 zum eisten Mal die Leinwand. Angenehmer Nebeneffekt der Arbeit war, dass er Kathleen kennenlernte, die als Scriptwriterin in Francis Ford Coppolas Zoetrope Studios arbeitete. Coppola wiederum war an Waits als Darsteller interessiert. Die Folge: „The Outsiders“, „The Cotton Club“.

10 Die Lieblingsrolle des Tom Waits ist Tom Waits.

DJ Zack wird von seiner Freundin auf die Straße gesetzt. Seine Platten und vor allem die heiligen Schuhe liefert sie ihm durchs Fenster gleich mit. Nicht nur Jim Jarmuschs „Down By Law“ zeigt Waits als Charakterdarsteller, dessen Image untrennbar mit der Rolle verbunden ist. Ob versoffene DJs, versoffene Pianisten oder einfach Underdogs wie in Altmans „Short Cuts“, viele Waits-Rollen sind sich ähnlich.

11 Tom Waits liebt das Theater. Vor allem den Regisseur Robert Wilson. Mit dem „Black Rider“ fing es an. Waits schrieb die Musik zum Libretto von William S. Burroughs. Waits‘ knorrige, metaphysische Musik ist der Gegenpol zu Wilsons hermetischen, autistischen Lichtbildern. Und seine Bühnenmusik funktioniert auch davon losgelöst als Album.

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