2006 von A-Z: G


Gammelfleisch, das; „Erstmals geht ein Trend vom Osten aus“, lobte -> Harald Schmidt bei Ankunft der ->Vogelgrippe via Rügen. Das andere große Verbraucherbedrohungsszenario 2006 war dann klar Kernkompetenz von Bayern und seinem-> Bärenabknall-und Verbraucher“schutz“minister Schnappauf. Dessen Lebensmittelkontrolleure ahnten ohne einen steten Flow von anonymen Hinweisen wohl bis heute nichts von den Tonnen angejahrter Tierleichen, die 2006 vorrangig in süddeutschen Kühlhäusern gefunden wurden. Wie viel von dem Zeugs in Wurst, Handel und Mägen gelangt ist, möchte man gar nicht so genau wissen. Aber mal abgesehen von der Ekligkeit: Gibt es eigentlich schon einen bekannt gewordenen Fall von Erkrankung durch Gammelfleisch? Unsere Vorfahren waren einst Aasfresser. Wir vertragen eben offenbar immer noch einiges, (jols).

Goleo; trauriges -> Tier-Schicksal: Das hosenlose Maskottchen der -»Fifa TM WM TM 2006™ war seit seiner Präsentation 2005 derart in Ungnade gefallen, dass der schleppende Absatz seiner Plüsch-Ebenbilder den Stofftierhersteller Nici ins Unglück riss. Im Mai meldete Nici Insolvenz an, Geschäftsführer Ottmar Pfaff wurde unter Betrugsvorwürfen (vorgetäuschte Umsätze etc.) verhaftet. Zwar war Goleo dann während der-> Fifa TM WM TM 2oo6™ medial wohltuend absent, die nun grassierende ->gute Laune aber verschaffte dem Ungeliebten dann noch ein halbwegs gutes Finish, sodass der Bestand von Nici – wenn auch nicht aller Arbeitsplätze – gesichert scheint. Vielleicht sind die Viecher dereinst sogar mal „Kult“ und kosten dann 300 Euro bei Ebav. (lOLS)

Google-Bedrohung, die; die Suchmaschinen-Champions aus Kalifornien; wurde lange Zeit nicht nur als eines der erfolgreichsten, sondern auch als eines der coolsten IT-Unternehmen angesehen. 2006 bekam das Image der Firma erste hässliche Kratzer. Noch am harmlosesten ist dabei, dass Google sich nach Ansicht von Beobachtern mit dem –>MySpace-Deal und der Übernahme von –>

YouTube verhält wie ein Old-Economy-Dinosaurier, der sich mangels eigener Ideen teuer bei Startups einkaufen muss. Schwerer wiegt der Vorwurf, dass sich Google mit seiner im Januar freigeschalteten chinesischen Suchmaschine gegenüber den Zensur-Bestrebungen der dortigen Regierung als zu willfährig erweise. Medienforscher sehen die Meinungsmacht der Suchmaschine, die in vielen Territorien eine monopol-ähnliche Vorherrschaft erlangt hat (Anteil in Deutschland: 90 Prozent), als problematisch an, weil sich die Weltwahrnehmung der Google-User verzerren könnte, (cst)

Grass, Günter, dt. Schriftsteller, Gutmenschelndes schlechtes Gewissen der Nation und Urheber der größten literarischen PR- Kampagne der Gegenwart. Im August erschien sein autobiografisches Buch „Beim Häuten der Zwiebel“. In einem kurzen Abschnitt behandelt der Schriftsteller seine (bis dahin nicht bekannte) Zugehörigkeit zur Waffen-SS als 17-Jähriger. Rezensionsexemplare wurden Wochen vor Veröffentlichung an Literaturkritiker und Redaktionen geschickt. Niemand störte sich an der Passage. Grass‘ SS-Vergangenheit wurde erst zum Skandal, Ausgangspunkt einer Diskussion über die Moral des Moralisten und zur kostenlosen Werbeaktion, nachdem der Schriftsteller in einem Interview mit der FAZ explizit daraufhingewiesen hatte. Die Hysteriewelle ebbte schnell wieder ab. Wie bei ->Vogelgrippe und „Germany’s Next Top Model“ (ko)

Grillparty, die teuerste der Welt. Da konnten texanische Rinderscheibenröster und alle Rapper Kaliforniens mit ihren Schmorfleischgekachelten Megapoolpartys einpacken: Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte ihrem Staatsgast, dem Herrscher der erklärten Barbecue-Weltmacht USA, George W.–>Bush, am 13. Juli in –> Trinwillershagen, wie man richtig Grillfest (und gut Wetter) macht. Zwar befanden sich unter den Gästen fast nur CDU-Partyfreunde, und das Wildschwein war angekokelt. Dafür ging dieser Höhepunkt des 30-stündigen Bush-Besuchs, über dessen Aufwand (12.300 Beamte im Einsatz; geschätzte Kosten bis zu 20 Millionen Euro) trefflich gestritten wurde, als die „teuerste Grillparty der Welt „(Meck-Pomm-Mi-Prä Harald Ringstorff/SPD) in die Geschichte der Republik ein. (OGÖ)

Grup Tekan; Die deutschen Arctic Monkeys! Na gut, äh, zumindest gelangten die drei türkischstämmigen Pfälzer Teenager Ismail, Selcuk und Fatih ebenfalls via Internet-Lauffeuer zum Charts-Erfolg. Anfang März kursierte ein im Rahmen eines Jugendprojektes der Band Sons Of Gastarbeita entstandener Videoclip mit einer kurios amateurhaft produzierten und von drei Buben bar jeden Melodie- und Rhythmusgefühls vorgetragenen Schmuse-R’n’B-Nummer, die in ihrer steinerweichenden umfassenden Unzulänglichkeit etwas herührend Unschuldiges hatte. Bereits am 16. März hatte die mittlerweile zu hämischem Trash-Ruhm gelangte Grup Tekan ihren Auftritt im Zynikerstadl von „TV Total“, am 24. März erschien die Single „Wo bist du, mein Sonnenlicht?“ und ging auf Platz 12. Nachdem sich alle zu Ende beömmelt hatten über den lustigen Erkan&Stefan-Akzent und das schnullige Video, war auch diese Sau durchs Dorf getrieben, und es wurde still um die „Gruppe einzigen Blutes“. Laut Bandwebsite laufen die Arbeiten an einer zweiten Single. Eine der letzten Meldungen besagte, die drei sollen ihre Ausbildungen und Jobs geschmissen haben, um sich ganz ihrer Musikkarriere zu widmen. (]OLs)

Gute Laune, die; what we aim for; „Unsere Message is gude Laune!“ (Sven Väth). 2006 wurde die G .L. als Wirtschaftsfaktor erkannt, Stichwort: „Deutschland darf sich nicht schlechtreden!“ Eine wichtige Rolle in der Förderung der G.L. kam der-> Fifa™ WM™ 2006™ zu. (jols)