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Während der Rest der Popwelt vor sich hinschwächelte, wurde Robbie Williams zum Megastar. Zumindest in Europa.

Da dachte man schon, die Musikindustrie – schwer gebeutelt von hinterhältigen CD-Brennern und durchtriebenen Internet-Halunken – könnte ihre Stars bald nicht mehr anständig bezahlen, da öffnete die alte Tante EMI den Geldschrank und bot Robbie Williams für seine drei nächsten Alben ganz beruhigt – so wurde es zumindest kolportiert- 80 Millionen Pfund (umgerechnet also ca. 127 Millionen Euro) an. Kein Wunder, dass sich der Robster da nicht allzu lange bitten ließ. Nicht kleckern, sondern klotzen war ja schon immer seine Maxime. Siehe dazu auch die sieben (Stand: 2.12.; Anm. d. Red) Stadionkonzerte, die Robert Williams aus Stoke-on-Trent im nächsten Sommer in Deutschland zu geben gedenkt. Und deren Tickets jetzt schon so gut wie ausverkauft sind.

Teil des Deals mit der alten und neuen Plattenfirma war wohl auch das leidige Thema „Amerika“. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wäre Robbie nämlich auch sehr gerne Marktanteil einer Jugendbewegung, einzig die Amis wollen nicht. Von seinem ersten US-Album „The Ego Has Landed“, einer Compilation, zusammengestellt aus seinen beiden ersten Platten „Life Thru A Lens“ und „I’ve Been Expecting You“, verkaufte er vergleichsweise harmlose 700.000 Stück, sein letztes Album „Swing When You’re Winning“, eine einzige Hommage an uramerikanische Ikonen wie Frank Sinatra und Dean Martin, wurde in den US of A paradoxerweise erst gar nicht veröffentlicht. „Escapology“ sollte es richten. Da wurde nichts dem Zufall überlassen: Das Video zur ersten Single „Feel“ zeigte Robbie als Cowboy, der durch die amerikanischen Weiten reitet und zur Belohnung mit Daryl Hannah kuscheln darf. Der Rest des Albums fuhr mitten auf der Straße und war präzise auf amerikanische Hörgewohnheiten zu-geschnitten. Trotzdem reichte es bis Redaktionsschluss nicht einmal für die Top 200 der Billboard-Charts. Robbie wird’s verkraften, denn so erkennt ihn weiterhin niemand, wenn er in seiner neuen Wahlheimat Los Angeles in den Supermarkt marschiert. Das hat ja auch was für sich.

Schwierig dürfte es nur mit dem Nachfolger von „Escapology“ werden, denn Guy Chambers, Robbies ebenso exzellenter wie einziger Songschreiber, wird dann voraussichtlich nicht mehr mit von der Partie sein. Die beiden haben sich – dem Vernehmen nach im heftigen Streit um Egos und Moneten – getrennt.