„60 Gastarbeiter Bars“: Eko Fresh rappt über 60 Jahre Anwerbeabkommen


„Wir sind mehr als nur ein paar Ausländer in Dönerläden“. In seinem Song liefert Eko Fresh auch Einblicke in seine eigene Familiengeschichte.

„Wir riefen Arbeitskräfte, doch es kamen Menschen“: Das Zitat des Schriftstellers Max Frisch bezüglich des am 30. Oktober 1961 geschlossenen Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei und der anschließenden Migration türkischer Gastarbeiter und ihrer Familien ging zurecht in die Geschichte dieses Landes ein. Vergangenen Samstag (30. Oktober) jährte sich die Geschichte des Abkommens zum 60. Mal. Eko Fresh veröffentlichte anlässlich dieses Jubiläums den Song „60 Gastarbeiter Bars“.

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„Wir sind mehr als nur ein paar Ausländer in Dönerläden“

Gleich zu Beginn des Tracks wird klar, dass Eko Freshs gerappter Kommentar ein positives Resümee zieht. Mit wenigen Zeilen schafft er es, diverse Erfolge der Integration und der kulturellen Vermischung aufzuzeigen: „Wir feiern heute das Gastarbeiterabkommen, denn auch Deutsche ziehen sich heute Baklava rein in Tonnen.“ Gleichzeitig skizziert er den generationsübergreifenden Weg gesellschaftlicher und beruflicher Anerkennung von Menschen mit Migrationshintergrund. Er erzählt von Männern, die in den 60ern in Tagebaus schuften mussten, und von jungen Moderator*innen, die heute ganz selbstverständlich in der Tagesschau stehen. Begleitet werden diese Gegenüberstellungen von historischen Aufnahmen, die aus einer aktuellen Ausstellung von Ergun Çağatay stammen, die im Ruhrmuseum auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen zu sehen ist. Auch eine eigene Version des berühmten Max-Frisch-Zitats hat Eko Fresh im Repertoire:

Salam alaykum, mein Herr, ich hab‘ dein Land in mein‘ Herz
Sie riefen: „Arbeitskraft!“ Aber es kam Insan hierher

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„Kültür für Deutschland“: Eko Fresh und Elif in neuer Doku

„My Grandfather war ein Migrant“

Wie sich die Lebensumstände von Familien mit Migrationshintergrund über Generationen hinweg verändern können, weiß der Rapper aus eigener Erfahrung. Sein Großvater Aziz Akbulut gehörte selbst zu den Gastarbeitern, die infolge des Abkommens nach Deutschland kamen, um in Fabriken zu arbeiten – und das ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Wenn Eko Fresh an diese Zeit denkt, bekommt er nach eigene Aussage „Gänsehaut“. Dass Akbuluts Enkel Ekrem Bora, wie Eko bürgerlich heißt, mal zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands gehören würde, konnte er damals schließlich nicht erahnen. Ekos Song „Der Gastarbeiter“ von 2012 gehört nun übrigens offiziell zur Schullektüre.

Irgendwie stehen wir für Germany-Style-Diversity/ Es hat sich nichts geändert, ich roll‘ immer noch auf Türkisch-Beats/ Deutsche Land, du weißt, dass dich der König liebt/ Wir sehen ihn, hören ihn, fühlen ihn, den German Dream/

Eko Freshs aktuelles Album ABI erschien am 1. Oktober 2021.