PJ Harvey :: Uh Huh Her

Depri-Rock: Nach dem ungewohnt fröhlichen STORIES FROM THE CITY, STORIES FROM THE SEA mimt Polly Jean wieder den hoffnungslosen Trauerkloß.

Das letzte Album, so sagt sie heute, sei definitiv nicht ihr stärkstes gewesen. Weil es ein bisschen zu eingängig und fröhlich ausgefallen sei. Und wenn Polly Jean Harvey etwas nicht will, dann Songs für den pflegeleichten Mainstream-Konsumenten schreiben. Das sei wider ihre Natur, die tieftraurig, romantisch und ein bisschen weltfremd ist. Außerdem benötige sie Songs zur Selbsttherapie, weshalb ihr neues Album auch wieder viel düsterer ausgefallen ist. Beim ersten Hören werden Erinnerungen an klaustrophobische Meisterwerke wie is this desire? oder to bring rou my love wach. Sei es, weil das Ganze morbide, sperrig und grobschlächtig wirkt, weil Polly auf fragilen LoFi setzt oder mit brachialen Gitarrenakkorden und viel Noise einen leidenschaftlichen Sicko-Blues ä la Tom Waits oder Nick Cave intoniert. Zudem handeln die Texte einmal mehr von unerfüllter oder verflossener Liebe. Denn dass Polly in Beziehungsfragen nicht gerade glücklich ist. zeigt sich bereits im Opener „The Life And Death Of Mr. Badmouth „. Da singt sie „your lips taste like poisan, your badmouth killedoffatl the things we’vehad“, was sich wahlweise auf ihren letzten Beau, Regisseur/Musiker Vincent Gallo. oder auf Mr. Cave bezieht, die öfter mal aus dem Nähkästchen plaudern. Und das mag PJ gar nicht. Sie versteht ihr Privatleben als wohlbehütetes Geheimnis und lässt lediglich in ihren Songs tiefere Einblicke zu. Etwa in „Shame , wo sie sich als gefühlsduselige Liebhaberin outet, oder in „Who The Fuck?“, wo sie mit Felbstherrlichen Macho-Typen aufräumt. Zur Auflockerung gibt es dann ein paar ruhigere Folk-Songs und kurze, instrumentale Interludes, ehe in „Cat On The Wall“ der große Rundumschlag gegen die Musikindustrie und die Massenmedien folgt – mit einer Lobeshymne auf das Radio ihrer Kindheit, das ihr etliche Glücksgefühle beschert habe, während es heute nur noch Brechreiz auslöse. Deswegen will sie mit der Branche und ihren Gesetzen auch nichts mehr zu tun haben. Sie produziert alles im Alleingang, nimmt zu Hause im stillen Kämmerlein auf, spielt alle Instrumente selbst und denkt gar nicht daran, mit Single-tauglichen Songs aufzuwarten, uh huh her ist bewusst schwere Kost. Und darauf kann sie stolz sein.