Michel Houellebecq

Unterwerfung

16. Januar 2015

Die Debatte war riesig, doch wie ist eigentlich der Roman?

Das Wichtigste vorweg: Natürlich ist dieser Roman von Michel Houellebecq nicht rassistisch, nicht islamfeindlich. Schon deshalb nicht, weil er seinen Spott in alle Richtungen verteilt, auf Universitätsbürokratie und nationalistische Franzosen, auf Sozialisten, Konservative und den Liberalen François Bayrou. Der wird Ministerpräsident in Romanszenario eines Stichwahlsieges des muslimischen Kandidaten gegen Marine Le Pen bei der französischen Präsidentschaftswahl 2022.

Im Mittelpunkt des Romans steht eine typische Houellebecq-Figur, voller Weltekel, Menschenhass und Sexsucht, durch deren Blick der Autor Gegenwartsanalyse betreibt – ähnlich wie Joachim Lottmann und Christian Kracht auf Deutsch. Houellebecqs Blick ist aber schärfer. Sehr klar sieht er die Menschen an der Schnittstelle von Populismus und Verschwörungstheorie, die von einer Weltanschauung in die nächste wechseln, ist sie nur radikal genug. Dass man das Buch so in Schutz nehmen muss, hat natürlich mit den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ zu tun. Lässt man sich davon und von Houellebecqs Figur nicht abschrecken, bietet „Unterwerfung“ viel Gedankenfutter und bitteren Humor.