Armand Hammer
MERCY
Backwoodz Studios (VÖ: 7.11.)
Paradox, paralysierend und brutal: Armand Hammer bleiben das beste Duo des Abstract HipHop.
Im Rap-Diskurs gehen die Alben von Armand Hammer häufig unter den hochgelobten Solowerken von Billy Woods unter, obwohl das Duo längst das spannendste Bündnis des sogenannten Abstract HipHop darstellt: In diesem Subgenre werden bewusst verwaschene Samples mit surrealen, oft deprimierenden Lyrics gepaart. Elucid und Billy Woods nutzen diese Stilrichtung gekonnt; wie sie sich gegenseitig hochschaukeln, sucht seinesgleichen.
Das ist Brutalität, die schockiert
Noch mehr überzeugen können sie aber, wenn sie aus ihrem Duo ein Trio machen: MERCY ist das zweite Album von Armand Hammer, das komplett von The Alchemist produziert wurde – und wenn dieser dabei ist, sind die Beats nun mal ein prominenter Teil des Ganzen. Sie bewegen sich zwischen: Wieso hat diese Samples noch niemand benutzt? Und: Wieso sollte da jemand drauf rappen wollen? Die verschiedenen Elemente ergänzen sich auf paradoxe Weise, kämpfen miteinander und finden doch Schnittstellen.
Technisch ist Elucid der talentiertere Rapper – er geht methodisch vor, umarmt die Orientierungslosigkeit der Beats –, doch der paralysierende Flow von Billy Woods bleibt letztlich hängen. Seine Strophen klingen weniger wie Nervenzusammenbrüche und mehr so, als hätte er bereits mehrere hinter sich. „I should have killed you when I had the chance“, rappt er. Das ist Brutalität, die schockiert – und aus einer Verzweiflung im tiefsten Seelenkern rührt.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.


