Warum HipHop nach 35 Jahren aus Billboards Top 40 fällt
Laut Billboard endet eine Ära: Erstmals seit 1990 ist kein Rap-Song unter den Top 40. Das liegt an der Methodik – aber auch an einem Rückgang des Genres.
Zum ersten Mal seit 35 Jahren befindet sich kein Rap-Track in den Top 40 der Billboard-Charts, nachdem „Luther“ von Kendrick Lamar und SZA aus den Hot 100 gefallen ist.
Der höchstplatzierte Song des Genres in den Hot 100 vom 25. Oktober war laut Billboard „Shot Callin“ von YoungBoy Never Broke Again – allerdings erst auf Platz 44. Cardi Bs „Safe“ (mit Kehlani) und BigXthaPlugs „Hell at Night“ (mit Ella Langley) folgten auf den Rängen 48 und 49.
Es begann 1990 mit Biz Markie
„Wann gab es das letzte Mal zuvor keine Rap-Songs in den Top 40 der Hot 100? Man muss bis zum 2. Februar 1990 zurückgehen, als der höchstplatzierte Rap-Song Biz Markies späterer Top-10-Hit ‚Just a Friend‘ war, der gerade auf Platz 41 der Charts geklettert war“, berichtet Billboard. „In der folgenden Woche sprang ‚Just a Friend‘ auf Platz 29 und leitete damit eine Serie von Rap-Songs in den Top 40 der Hot 100 ein, die 35 Jahre, acht Monate und drei Wochen andauern sollte.“
Änderung in der Chart-Methodik
Diese Zeit ist nun vorbei. Grund für den jüngsten Abfall ist in erster Linie eine Änderung der Regularien in der Billboard-Hot-100-Methodik: Für die Charts vom 25. Oktober seien Songs, die in der Rangliste nach unten rutschten, als wiederkehrend eingestuft und aus den Charts entfernt worden, wenn sie eine bestimmte Verweildauer in den Charts überschritten hatten und gleichzeitig unter bestimmte aktualisierte Chart-Schwellenwerte fielen, so Billboard – beispielsweise wenn sie nach mehr als 26 Wochen in den Charts unter Platz 25 gefallen waren. Diese Änderung habe laut Billboard zum Ausscheiden von „Luther“ geführt, das in der 46. Woche seiner Listung in der Hot 100 der Vorwoche auf Platz 38 gefallen war.
Kommerzieller Rückgang
Aber auch unabhängig von dieser Regeländerung zeigt sich ein kommerzieller Rückgang des Genres. Der Marktanteil von HipHop in den USA erreichte 2020 mit fast 30 % seinen Höhepunkt. Bis 2023 sank er auf knapp über 25 % und lag in der Woche vom 23. Oktober 2025 bei 24 %. In den Hot 100 der entsprechenden Woche vor fünf Jahren (24. Oktober 2020) befanden sich noch 16 Rap-Songs unter den Top 40, zwei Jahre später (28. Oktober 2023) waren es nur noch acht.
Zahlreiche Rapper:innen sprangen dem Genre aber zur Verteidigung bei. Der Produzent Alchemist schrieb in den sozialen Medien: „Dass kein Rap in den Top 40 ist, hat gar nichts damit zu tun, ob die Musik gut ist oder nicht.“
Smino meinte: „Falls es euch nicht aufgefallen ist, Rap ist endlich wieder underground.“ Rome Streetz pflichtete dem bei und sagte: „Vielleicht bin das nur ich, aber ich habe nie auf die Billboard-Charts geschaut, um den Rap zu finden, den ich mir anhören sollte. Meine Lieblings-Rapsongs waren wahrscheinlich überhaupt nicht erst in den Charts.“ Und Mikey Rocks kritisierte: „Keine Songs in den Billboard-Charts? Ja, Rap hat ein Problem … aber nur für EUCH. Ihr habt nichts gelernt, ihr habt keine Wertschätzung für die Musik als Kunstform. Ihr wart nur darauf fokussiert, das zu kopieren, das am meisten Geld bringt. Außerhalb der Ästhetik von Rap habt ihr doch gar kein echtes Interesse.“


