Kraftklub

STERBEN IN KARL-MARX-STADT

Eklat Tonträger/Universal (VÖ: 28.11.)

Wie sieht‘s aus in Chemnitz? Wie immer, denn der fröhliche Shouter-HipHop-Rock funktioniert weiter.

Mit Kraftklub ist das so eine Sache. Als ich, so um die 2010er-Jahre herum, zum ersten Mal von dieser Chemnitzer Band hörte, dachte ich als eher älteres Semester: irre. Da spielen jetzt die Kinder der DDR-Experimental-Legende AG. Geige mit? Interessant. So schlecht kann es nicht sein. War es dann auch nicht. Fand ich. Mein Eindruck: Hier war mal etwas einigermaßen Frisches erfunden worden. So eine Art Skandierungs-HipHop, der schon etwas Kraftvolles, Meinungsstarkes an sich hatte.

Auch politisch positionierte man sich auf der richtigen Seite. Nummer-1-Alben, die großen Bühnen, Linke Student:innen und Auszubildende konnten sich zu dieser Musik die Hände reichen und Böhmermann und die „Aspekte“-Redaktion auch. Aber etwas fehlte mir dann doch zunehmend. Entwicklung nämlich. Bis auf den Banger „Fahr mit mir“ zusammen mit Tokio Hotel (2022) hat mich dann nichts mehr hinterm Ofen hervorgelockt. Dieses Album tut es auch fast nicht – bis auf einige Ausnahmen.

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STERBEN IN KARL-MARX-STADT (toller Titel!) hat zumindest zwei herausstechende Tracks im Angebot. „So rechts“ galoppiert mit Synthi-Geklappere voran, inklusive dem längst fälligen Harald-Schmidt-Diss. Ein fröhlicher Spaß bei aller Dringlichkeit. „Halt’s Maul und spiel“ thematisiert in Oldschool Deutschpunk-Manier das Problem mit unerwünschten Fans und falschen Erwartungen an die Band. Was ich nicht verstehe sind die Features von Domiziana, Nina Chuba und Deichkind. Das riecht nach Angst. Nach Aufmerksamkeitserheischungspolitik. Das ist unangenehm, denn ich würde Kraftklub jederzeit zutrauen, Selbsterneuerung aus sich selbst heraus betreiben zu können.

Diese Review erscheint im Musikexpress 1/2026.