Von wegen Lisbeth

STRANDBAD ELDENA

Columbia/Sony (VÖ: 12.12.)

Verschrobene Unbekümmertheit: Die Berliner spielen Indie-Pop mit Widerhaken.

Auch diese Band musste sich schon mal mit Machtmissbrauchs-Vorwürfen auseinandersetzen. Sowohl ein Fotograf aus dem näheren Umfeld von Von wegen Lisbeth als auch ihr eigenes Bandmitglied Robert Tischer hätten sich übergriffig verhalten, berichteten Betroffene. Die Causa wurde recht öffentlich verhandelt, die Band veröffentlichte Statements, wurde für ihren Umgang mit den Fällen zuerst kritisiert und beschloss schließlich einen „Code Of Conduct“. Das ist einige Monate her.

Jetzt machen die Berliner weiter, und zwar mit einem neuen Album. STRANDBAD ELDENA ist wirklich gelungen, merkwürdig schwebend und angenehm verschlafen kommen die Tracks daher, bis auf einige poppige Ausnahmen. Es werden Spieldosen geöffnet und kindliche Melodien von Xylophonen untermalt. Ölfässer kommen bei dem tollen Stück „Kokon“ zum Einsatz.

Fast jeder Song hält einen kleinen Überraschungseffekt in Hinblick auf Instrumentierung und Gesang bereit. Auch textlich wird mit Raffinesse auf Pointen hingearbeitet. In „Evolution“ heißt es: „Das, was man nicht gerne tut, soll man als Erstes tun, okayokay: Ich vermiss’ dich“. „Pluto“ erinnert in seinem melancholischen Witz ein wenig an Isolation Berlin, und „Mindset“ amüsiert mit Kritik an Selbstoptimierungscoaches. Strandkörbe liegen in Ketten, Plattentektonik, Sprachlosigkeit: Von wegen Lisbeth operieren souverän mit sprachlichen Ideen und in ungewöhnliche Zusammenhänge gestellten Begriffen. Und die Musik macht Spaß in ihrer verschrobenen Unbekümmertheit.

Diese Review erscheint im Musikexpress 1/2026.