Nick Reiner: Droht die Todesstrafe? Star-Anwalt Alan Jackson verteidigt

Nick Reiner wird von Star-Anwalt Alan Jackson verteidigt. Die Staatsanwaltschaft prüft die Todesstrafe im Mordfall. Alle Details hier im Überblick.

Nach der Verhaftung von Nick Reiner wegen des mutmaßlichen Mordes an seinen Eltern Rob und Michele Singer Reiner rückt neben den Ermittlungen auch sein Anwalt in den Fokus. Der bekannte Strafverteidiger Alan Jackson bestätigte, den 32-Jährigen zu vertreten, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit Anklagepunkte, die im Falle einer Verurteilung lebenslange Haft ohne Bewährung vorsehen könnten. Medial wird auch spekuliert, ob die Todesstrafe verhängt werden könnte.

Star-Anwalt mit jahrzehntelanger Erfahrung

Alan Jackson ist in Los Angeles ansässig und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Strafrecht. Auf seiner Kanzleiwebsite gibt er an, mehr als 85 Verfahren bis zu einem Juryurteil geführt zu haben, mit einer Erfolgsquote von 96 Prozent; zudem wurde er zu einem der „Top 100 Lawyers“ Kaliforniens ernannt. Jackson studierte an der University of Texas und schloss 1994 sein Jurastudium an der Pepperdine University School of Law in Malibu ab.

Vor seiner Tätigkeit als Verteidiger arbeitete er als Staatsanwalt in der Abteilung für schwere Straftaten der Bezirksstaatsanwaltschaft von Los Angeles County. Dort war er an aufsehenerregenden Fällen beteiligt, darunter die Mordverurteilung des Musikproduzenten Phil Spector im Jahr 2009.

Neben seiner Kanzleiarbeit ist er Veteran der US-Luftwaffe, Dozent an den juristischen Fakultäten von Pepperdine und Loyola und regelmäßiger Rechtsexperte in nationalen Nachrichtensendungen. Seine Kandidatur als Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County war 2012 erfolglos.

Jüngste Erfolge und umstrittene Prozessführung

Jackson zählt zu den prominentesten Strafverteidigern der Stadt und vertrat unter anderem den ehemaligen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein sowie den Schauspieler Kevin Spacey. Einen viel beachteten Erfolg erzielte er zuletzt in Massachusetts: Dort wurde Karen Read im Juni vom Vorwurf des Mordes zweiten Grades und des Totschlags im Zusammenhang mit dem Tod ihres Partners John O’Keefe aus dem Jahr 2022 freigesprochen.

Alan Jackson argumentierte, die Ermittlungen seien von einer „offensichtlichen Voreingenommenheit“ geprägt gewesen. Kritiker:innen warfen ihm jedoch vor, mit einem sogenannten „Broken System“-Narrativ von belastenden Beweisen abgelenkt zu haben – eine Strategie, die ihm bereits auch in anderen Fällen vorgeworfen wurde. Der zuständige Staatsanwalt kritisierte, Jackson habe sich nicht an die Regeln eines zulässigen Schlussplädoyers gehalten. Der Freispruch brachte Jackson dennoch ein ausführliches Porträt im Magazin „Vanity Fair“ ein.

Niederlagen vor Gericht

Nicht alle Verfahren, die Jackson verteidigt, endeten erfolgreich. In Hollywood ist Jackson besonders für seine Verteidigung von Harvey Weinstein bekannt. In dem Vergewaltigungs- und Sexualstrafverfahren bezeichnete er die Anschuldigungen als falsch und als Teil eines „Geldspiels“. Zudem erklärte er, Weinstein sei aufgrund seines „Vermögens, Status und seiner Ressourcen“ gezielt zum „Ziel“ geworden. Jackson forderte einen vollständigen Freispruch und die Freiheit von Schuld, blieb damit jedoch erfolglos: Das Verfahren endete mit einer Verurteilung und einer 16-jährigen Haftstrafe. Ebenfalls verlor er den Fall Jeffrey Cooper, den er gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Kindes verteidigte. Wegen seiner aggressiven Prozessführung und scharfen Wortwahl steht Jackson regelmäßig in der Kritik.

Die Anklage gegen Nick Reiner

Staatsanwalt Nathan Hochman erklärte am Dienstag, 16. Dezember, dass im Falle einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung oder möglicherweise die Todesstrafe drohe. Seine Behörde prüfe derzeit noch, ob sie die Todesstrafe beantragen werde. Jackson bestätigte gegenüber dem „Rolling Stone“, dass er Nick Reiner vertrete, erklärte jedoch, sein Mandant sei bislang nicht „medizinisch freigegeben“ gewesen, um vor Gericht zu erscheinen. Auch gegenüber „CNN“ sagte er, Reiner sei noch nicht transportfähig; ein Termin für die erste Gerichtsverhandlung sei daher derzeit noch unklar. Zu seiner Rolle in dem Fall oder zur Frage, wer sein Honorar zahlt, wollte Jackson keine Angaben machen.

Todesstrafe in Kalifornien: Recht und Realität

Nick Reiner wurde in Los Angeles angeklagt. Die Todesstrafe ist im kalifornischen Strafgesetzbuch ausdrücklich vorgesehen (Cal. Penal Code §§ 187–199). Praktisch wird sie jedoch seit Jahren nicht vollstreckt: Seit 2006 gab es keine Hinrichtungen mehr und Gouverneur Gavin Newsom verhängte 2019 ein Moratorium. Zwar kann ein Todesurteil weiterhin ausgesprochen werden, eine Vollstreckung in einem anderen Bundesstaat ist jedoch unüblich. Zudem plant Newsom aktuell, den Todestrakt im Gefängnis von San Quentin zu schließen und die dort einsitzenden Verurteilten in andere Haftanstalten zu verlegen. Eine tatsächliche Vollstreckung gilt daher aktuell als äußerst unwahrscheinlich.

Festnahme und familiärer Hintergrund

Die Polizei wurde am Sonntag, 14. Dezember, zum Haus der Familie Reiner in Brentwood gerufen, nachdem die Tochter Romy Reiner ihre Eltern tot aufgefunden hatte. Nick Reiner wurde noch am selben Abend im Exposition Park nahe der University of Southern California ohne Widerstand festgenommen und blieb ohne Kaution in Haft. Ein Motiv nannten die Behörden bislang nicht. Berichten zufolge war das Verhältnis zwischen Nick Reiner und seinen Eltern über Jahre schwierig und durch seine Suchtprobleme belastet. Eine zeitweise Annäherung hatte es durch die gemeinsame Arbeit am Film „Being Charlie“ gegeben.