Harvey Weinstein in neuem Interview: „Ich bin unschuldig“
Harvey Weinstein nennt sich im Interview „zu Unrecht verurteilt“ und teilt gegen Schauspielerinnen aus.

Der ehemalige Hollywood-Produzent Harvey Weinstein hat sich in einem neuen Interview erstmals seit seiner Verhaftung im Jahr 2017 öffentlich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geäußert. In einem Gespräch mit der konservativen US-Moderatorin Candace Owens, das demnächst vollständig in deren Sendung „Club Candace“ ausgestrahlt werden soll, erklärte Weinstein, er sei zu Unrecht wegen Vergewaltigung und anderer Sexualdelikte verurteilt worden. In einem veröffentlichten Ausschnitt der Unterhaltung geht der 72-Jährige zudem direkt auf drei Schauspielerinnen ein, die öffentlich Vorwürfe gegen ihn erhoben hatten: Gwyneth Paltrow, Ashley Judd und Rose McGowan.
Seine Unterstützer würden schweigen
Was im Interview-Ausschnitt zu sehen ist: Weinstein, der im Video aus dem Gefängnis zugeschaltet ist, und in einem Anzug erscheint, spricht über eine Telefonverbindung mit Owens, die sich im Studio befindet. In dem einminütigen und 20 Sekunden langen Ausschnitt, der laut einem Bericht von „TMZ“ veröffentlicht wurde, behauptet er: „Ich habe diese Verbrechen nicht begangen. Ich schwöre es vor Gott, vor den Menschen, die jetzt zusehen, und vor meiner Familie.“
Er fügt hinzu, dass viele seiner Unterstützer aus Angst, „gecancelt“ zu werden, schweigen würden: „Die Leute haben Angst, sich zu äußern, weil sie dann gecancelt werden. Es ist gefährlich geworden, überhaupt eine andere Meinung zu haben“, so Weinstein laut „TMZ“.
Im weiteren Verlauf des Clips äußert sich Weinstein direkt zu Gwyneth Paltrow. Sie hatte ihm sexuelle Belästigung während der Zusammenarbeit an mehreren Filmen vorgeworfen. Weinstein bestreitet jegliche körperliche Übergriffe, räumt jedoch ein: „Ich habe sie nie angefasst. Aber ich habe ihr definitiv Avancen gemacht.“ Zudem suggeriert er, maßgeblich für die Karriere der Schauspielerin verantwortlich gewesen zu sein.
Kritik an Ashley Judd und Rose McGowan
Ashley Judds Aussagen, sie sei von Weinstein sexuell belästigt worden, bezeichnete er als „lächerlich“. Judd gehört zu den ersten Frauen, die öffentlich Anschuldigungen gegen den Produzenten erhoben hatten und damit maßgeblich zur Entstehung der #MeToo-Bewegung beitrugen.
Auch Rose McGowan, die Weinstein beschuldigt hatte, sie sexuell missbraucht zu haben, kritisiert er in dem Interview. Er wirft ihr laut„TMZ“ vor, trotz einer früheren außergerichtlichen Einigung über 100.000 US-Dollar ihre Geschichte ausgeplaudert zu haben.
Neuer Prozess in New York – Haftstrafe bleibt bestehen
Weinstein steht derzeit erneut vor Gericht. Im April 2024 wurde seine Verurteilung wegen Vergewaltigung in New York aufgrund verfahrensrechtlicher Mängel aufgehoben. Nun wird der Prozess erneut aufgerollt. Unabhängig davon wurde Weinstein 2022 in einem separaten Verfahren in Los Angeles wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt. Er verbüßt derzeit eine 16-jährige Haftstrafe, in welcher er sich laut eigener Aussage „wie ein Tier“ behandelt fühle, und das Gefängnis bereits verklagte.
Das vollständige Interview mit Candace Owens soll am Dienstag veröffentlicht werden. Beobachter rechnen mit weiteren kontroversen Aussagen seiner Seite.
Weinstein, gemeinsam mit seinem Bruder Bob Weinstein Gründer des Filmproduktions- und Verleihunternehmens Miramax, war einst einer der mächtigsten Manager und Produzenten in der US-Filmbranche. Ab 2017 erhoben zahlreiche Frauen Vorwürfe der Vergewaltigung und sexueller Nötigung gegen ihn – ein Auslöser der #MeToo-Bewegung. Seine aktuelle Inhaftierung begründet sich auf mit in diesem Prozess vergleichbaren Vergehen, für die er in Los Angeles verurteilt wurde.