Abgestürzt: Die Neubauten


MÜNCHEN. Strategien gegen Architektur? An diesem Abend triumphiert die Architektur. Es brauchte schon eine größere Explosion als die der Neubauten, um das Stahlkorsett dieses trostlosen Betonklotzes ins Wanken zu bringen. Die Band müht sich vergeblich: In der „Panzerhalle“ verkommt ihr Sound zu undifferenziertem Wummern. Der Kontakt zum Publikum ist gleich Null, von Blixa Bargelds hinterhältigen Texten versteht man kaum ein Wort. Mark Chungs Baß läßt zwar das Brustbein erbeben, aber im Mix ist das Instrument kaum auszumachen. Selbst F.M.

Einheit und N.U. Unruh, die wie immer über einem Labyrinth von Maschinenteilen und Klangskulpturen thronen, schaffen es nicht, die Musik in Schwung zu bringen.

Es ist aber nicht allein die Halle — die Männer am Soundboard machen Dienst nach Vorschrift: Der allgemeinen Apathie verfallen, versuchen sie nicht mal, eine halbwegs anständige Balance herzustellen. Das Publikum wird nur einmal etwas lebendiger, als es sich während der schrilleren Teile von „Headcleaner“ kollektiv die Ohren zuhält. Man fragt sich, was diese Leute eigentlich hier machen. Ist der alljährliche Neubauten-Gig zu einer Art gesellschaftlichen Verpflichtung geworden — so wie ein Abend in der Oper für ältere Semester?

„Wüste“ bringt ein wenig kaum noch erhoffte Klarheit, aber das meiste davon (die Geigen, zum Beispiel) kommt vom Band. Ein aller Renner aus den Tagen von 1/2 MENSCH, „Letztes Biest (am Himmel)“, diesmal in Zeitlupentempo präsentiert, kann sich zumindest halbwegs gegen die unsägliche Akustik durchsetzen. Trotzdem, alles in allem ist dies der am wenigsten inspirierende Neubauten-Gig von den vielen, die ich im Laufe der Jahre gesehen habe. Vom schlampigen Mix im Stich gelassen, gehen Stücke wie „Die Interimsliebenden“ sang- und klanglos unter. Keine Magie, keine Spannung, kein Spaß … dieses Mal.