AC/DC


Gäbe es eine Steigerung für jenseits, AC/DC wären jenseitigst von Gut und Böse. Die Australier haben sich über die Jahre eine unanrührbare Seifenblase erarbeitet, von der selbst eine Band wie die Rolling Stones nur träumen kann. Angus Young und sein Männerbund können nichts mehr falsch machen, die Firma AC/DC ist im 26. Betriebsjahr absolut krisensicher, selbst eher gemütliche Veröffentlichungs- und Tournee-Intervalle von fünf Jahren wirken da nicht konjunkturhemmend – im Gegenteil: Umso hungriger wurden die Tickets weggekauft, von einer Klientel, die sich mittlerweile in einer seltenen Bandbreite vom Familienvater, der auch Joe Cocker ganz gern mag, über Aufnäher bestickte Alt- und Jung-Rockerlnnen bis hin zum Hipster erstreckt. Ausverkauft, die großen Hallen, bis zum letzten Zusatzkonzert. Die Schuluniform, der Striptease, die Glocke, die Kanonen, der Spezial-Gimmick (diesmal eine haarsträubend hässliche, acht Meter hohe Angus Young-Statue mit Glüh-Augen, ausfahrbaren Teufelshörnchen und Rauchdüse im Mund), die aufblasbare Rosie und eine schier unendliche Latte von Gassenhauern – bei einem AC/DC-Konzert geht es um uralte Rituale, zelebriert von Leuten, denen man die Haudegen noch gewillt ist abzunehmen. Drummer Phil Rudd scheint einen eigenen Zigaretten-Roadie zu beschäftigen. Sänger Brian Johnson ist der kumpelhaft grinsende Onkel mit dem zotigen Witz auf den Lippen und presst seinen Gesang mit einer Anstrengung ins Mikro, dass man Angst hat, ihm könnte gleich das eine oder andere wichtige Äderchen platzen. Und im Mittelpunkt natürlich Angus Young mit seiner völlig irrsinnigen, bisweilen verstörenden („Mami, muss der Mann jetzt gleich sterben?“) Bühnenmotorik, ein Schauwert für sich. Ein paar Haare weniger, sonst alles beim Alten. Gut so.