Alexander lässt sich saugen


Musik-Downloadshops im Praxistest. Diesmal:

Zugegeben, als leidgeprüfter ISDN-Telefonanschluss-Antragssteller und damit Dauer-Service-Warteschleifen-Telefonierer bin ich ein echter Telekom-Geschädigter. Doch anscheinend gibt es in unserer modernen Kommunikationswelt auch Projekte, die auf Anhieb relativ gut klappen: Musicload.de, der Downloadshop von T-Online, ging bereits Ende August 2003 ans Netz und arbeitet seitdem offenbar recht erfolgreich. Das Musikrepertoire ist mittlerweile auf etwas über 100000 Songs angewachsen und als optimistische Zukunftsvision plane man,“.bis Ende des Jahres 300000 Musiktitel anbieten zu können , so der Sprecher und vorgesetzte von Dauerlächler Robert T-Online.

Bevor es ans Eingemachte geht, ein Blick auf die [zum Testzeitpunkt) aktuellen Single-Charts: Platz 1: Black Eyed Peas mit „Shut Up“, Platz 2: Limp Bizkit mit „Behind Blue Eyes“ und auf dem 3. Rang: unser allseits geliebter DSDS-Alexander mit „Free Like A Wind“. Kann Musicload den Mainstreamgeschmack befriedigen? Jein. Nur Alexander lässt sich bereitwillig saugen – die anderen beiden Titel und Interpreten sucht man vergebens.

Aber genug mit Pop. Suchen wir doch lieber Peaches, Fink und Calexico. Den Elektro-Punk-Pfirsich gibt’s nur mit einem Song, auf einer Club Sound Compilation für 1,19 Euro. Vom aktuellen Album ist leider nicht ein Bit auf dem Server. Auch den folkigen Vogel aus dem hohen Norden kennt Musicload nicht; aber bei den Americana-Experten Calexico tut sich was: Alle Songs der etwas älteren, aber nicht minder guten HOT RAIL des Jahres 2000 sind zum Preis von je 1.29 Euro zu haben. Nach diesen eher zwiespältigen Suchergebnissen wäre ein „Stöbern im Genre-Funktion sehr wünschenswert. Einfach mal im Bereich Indie oder Elektro nach echten Musikperlen tauchen… Doch die gibt es leider nicht. Nur alphabetisches Durchsuchen ist möglich. Ein weiterer Kritikpunkt: Redaktionelle Begleittexte oder gar Kritiken zu Interpreten, Songs oder Alben bieten die T-Online-Macher nur ganz selten an – bei den Haupthemen der Startseite.

Okay, letzte Testkategorie zum Punkte aufholen: HipHop/Black. Wir suchen Eminem, Seeed und R. Kelly. Ersterer kommt nur mit einem Song auf einer Compilation vor, von Seeed gibt es (auch aktuelle) Titel für durchschnittlich 1,49 Euro und Mr. Kelly ist für stolze 1,59 Euro pro Stück zu haben.

Fazit: Das Repertoire ist im Vergleich zu den meisten anderen Shops etwas dünn, bei relativ hohen Preisen. Durch die unproblematische Bezahlung über die Festnetz-Telefonrechnung bietet sich Musicload aber durchaus als spontane Saugstation an.