Alice Cooper, München Colosseum


JETZT MAL GANZ EHRLICH, wann haben Sie das letzte Mal ein waschechtes Schlagzeug-Solo gehört? Wann haben Sie zuletzt dauergewellte Gitarristen mit blosem Oberkörper gesehen, die ihr Instrument senkrecht in die Luft recken? Ist schon länger her, oder? Die Band von Alice Cooper gräbt sie wieder aus, die vergessen geglaubten Accessoires aus der Metal-Mottenkiste. Und meint es auch noch ernst. Der Meister selbst inszeniert sich hingegen wohlweißlich als Persiflage seiner selbst. Er schwingt den Totenkopfstab und die Reitgerte, läßt sich in die Zwangsjacke stecken und blickt dämonisch in die Runde. Die Guillotine fehlt zwar ebenso wie das Kunstblut, dafür gibt’s mehr oder weniger ein Best of-Programm angefangen bei „Billion Dollar Babies“ über „School’s Out“ bis hin zu „Poison“. Daß die Band grottenschlecht ist, spielt ebensowenig eine Rolle wie der völlig indiskutable Sound. Das alles erhöht nur den Trash-Faktor des Events. Unvorstellbar, daß irgendwer mal ernsthaft geglaubt hat, daß das, was Alice Cooper so treibt, auch nur im Entferntesten irgendwas mit Rock’n’Roll zu tun haben könnte. Bestenfalls mit Entertainment. In Las Vegas.