Anno 2002 zog Hollywood in den Krieg. Wieder.


Und wieder. Und wiede. Zumindest George Bush dürfte es gefreut haben.

„Black Hawk Down „. „Windtalkers“. „Wir waren Helden“. „Das Tribunal“. Was aussah wie linientreues Hofieren der Regierung während der von blindem Patriotismus und albernem Kadavergehorsam geprägten Nachbeben von 9/11 war freilich nur eine verblüffende Koinzidenz. Alle der oben genannten Titel waren zum Zeitpunkt der Anschläge bereits abgedreht.

Das von Bush und Co. von der Unterhaltungsindustrie eingeforderte totale Bekenntnis zu den Stars and Stripes hat sich zumindest noch nicht in den entsprechenden Filmprojekten niedergeschlagen, sondern bestenfalls in der Präsentation der Produktionen in den Kinos. Wer im März in den USA ein Ticket für „Wir waren Helden“ löste, musste erst einen unsäglichen Werbespot der U.S.

Army über sich ergehen lassen und bekam auch noch einen Trailer der Filmindustrie serviert, in dem Höhepunkte aus 90 Jahren Hollywood zusammengeschnitten und mit der Mahnung verbunden wurden, dass dieser Bilderluxus von Eindringlingen und Feinden der Freiheit bedroht sei. In dieses Bild passt natürlich auch, dass sich die neue Generation des Kriegsfilms inhaltlich und zum Teil auch in der künstlerischen Gestaltung eher an Propagandafilmen der 40er und 50er Jahre orientierte als an den aufgebrachten Antikriegsaufrufen der 70er und 80er. Krieg als solches wurde zwar so erschreckend wie möglich gezeigt, seine Existenz und die Notwendigkeit des Blutvergießens wurde allerdings nicht in Frage gestellt. So mögen die Schlachtenspektakel des neuen Jahrtausends vielleicht die Kinder von „Der Soldat James Ryan“ und „Der schmale Grat“ sein. Deren zumindest im Ansatz erkennbare philosophische Auseinandersetzung über Sinn und Unsinn des organisierten Auslöschens von Leben ist allerdings auf der Strecke geblieben. Wer sich heute im Film dem Kriege widmet, der akzeptiert seine bloße Notwendigkeit. Das macht Angst. Insofern war „Black Hawk Down“ der nicht nur in seiner radikalen Umsetzung gelungenste Kriegsfilm in diesem Jahr. Er war auch der mutigste, denn der in Ridley Scotts unerbittlicher Tour de Force porträtierte militärische Einsatz in Somalia liegt nur knapp zehn Jahre zurück und hat durchaus einen unmittelbaren Bezug zur aktuellen Weltsituation. Und: Mogadischu war eine Pleite, eine Niederlage, ein Flop. Wer nach patriotischen Entgleisungen im Filmjahr 2002 fahndet, wird aber vor allem andernorts fündig. Das Messerwetzen der Bush-Administration wurde von Hollywood nämlich in erster Linie dahingehend unterstützt, was man 2002 nicht oder eben erst sehr spät im Kino zu sehen bekam: „Die vier Federn“ von Shekhar Kapur wurde als Auseinandersetzung zwischen einer imperialistischen Macht und fundamentalistischen Moslems deutlich entschärft. Und Martin Scorsese durfte mehrals ein Jahr länger an „Gangs Of New York“ rumfrickeln, der sich unteranderem mit den Ursprüngen der Idee von Gewalt als politischem Druckmittel in den USA befasst. Am 20. Dezember lief das Epos endlich an. Bushs Außenpolitik wird sich davon unbeeindruckt zeigen.