Babylon Zoo


Fiat Erics Vorgänger: Ein Hosen-Spot verhalf "Spaceman"Jas Mann zu 15 Minuten Ruhm.

Babylon Zoo werden die größte und erfolgreichste britische Band seit einer ganzen Generation werden. Wir werden die Musikwelt im Sturm nehmen.“ Solche vollmundigen Ansagen werden natürlich gern als Reservierung für Rubriken wie diese entgegengenommen. Der 24-jährige Jas Mann tat sie freimütig im Februar 1996, denn, hey!, er war exaltiert, er war outrageous, er war größenwahnsinnig (?) – ein Star. Zumindest für die nächsten Monate. Aufgewachsen als Sohn indischstämmiger Eltern im englischen Wolverhampton, war Mann der Teenie-umschwärmte Sänger der local heroes-lndierocker The Sandkings, bevor sich der mit den knalligen Videos des Bollywood-Kinos groß gewordene Science Fiction-Fan 1993 mit Babylon Zoo selbstständig machte.

Zwei Jahre wurde dar Mann mit dem Nina Hagen-esquen Faible fürs Außerirdische von Plattenfilmen weitergereicht, bis Ende 1995 die Hosenschneiderei Levi’s einen Song seines bei EMI auf Halde liegenden Albums in einem Werbespot einsetzte. Das Hype-Sprungbrett der aufwändigen Levi’s-Spots hatte schon Bands wie Stiltskin kurzzeitig in höchste Chartshöhen befördert, und genau das passierte jetzt mit Mann. In dem Spot war nur das von Dance-Produzent und Remixer Arthur Baker catchy hochgepitchte Intro der ansonsten semi-aufregenden Elektro-Glam-Grunge-Nummer „Spaceman“ zu hören, doch die Welt stürzte wie angefixt in die Läden, als die Single im Januar ’96 erschien. In England – und das muss Jas Mann erst mal ein One Hit Wonder nachmachen – wurde „Spaceman“ mit einer halben Million Erstwochen-Verkäufen zum schnellst verkaufenden Debüt der Chartsgeschichte. In 13 Ländern Europas belegte sie Nr.-1 -Plätze. Mann, der seine Mitmusiker angeblich „wegen ihrer Aggressivität gegenüber Frauen“ gefeuert hatte und sich nun als androgyn-verspaceter Ziggy Stardust/Marc Bolan für die 90er stililsierte, war ein bunter Hund im Blätterwald und erzählte dem NME von seiner Welt: „Ich möchte da, wo ich bin, meine eigene Umgebung schaffen, ob zu Hause oder im Studio. Ich möchte, dass das meine Trauminsel ist. Ich will, dass es das neue Atlantis ist,ein Organismus!“ Das flugs veröffentlichte Album „The Boy With The X-Ray Eyes“ (der NME hörte eine Ansammlung „gräßlicher Bowie-Äfferein“) verkaufte sich ordentlich. Doch schon zur zweiten Single „Animal Army‘ schwand das Interesse, und Ende des Jahres waren Babylon Zoo eine verglühte Schnuppe am Pophimmel. Anfang 1999 meldete sich Mann mit dem Album “ King Kong Groover“ und der Single „All The Money’s Gone“ (sic) unerwartet noch einmal zu Wort, verpasste aber den Sprung auf den gerade vorbeibrausenden Glam-Revival-Zug.

Von dar EMI gedopt, ist Mann seither in der Versenkung verschwunden, während in belebten Internet-Chatrooms Fans bis heute Gerüchte über seine Aktivitäten tauschen. Dieses Frühjahr platzierte jemand unter dem Namen Jas Mann eine Mail in einem dieser Foren und versprach die baldige Fertigstellung eines neuen Babylon Zoo-Albums, welches ein “ Killer“ werde. Ein böser Scherz? Oder Anlass zu neuer Hoffnung für die letzten Außenposten einer Musikwelt, die bis heute darauf wartet, von Babylon Zoo im Sturm genommen zu werden?