Basta mit Pasta


Sein richtiger Name ist eigentlich Adelmo. „Fast wie ein Mönch in Umberto Ecos ,Der Name der Rose‘. Ein schrecklicher Name, total altertümlich. “ Die nach dem internationalen Chartserfolg mit“.Senza Unna Donna“ (im Duett mit Paul Young) inzwischen weltweit bekannte Umbenennung in „Zucchero“ (Zuckerchen) nahm vor langer Zeit seine Grundschullehrerin im kleinen Heimatdorf Roncocesi in der Emilia Romagna vor. „Ich saß immer in der letzten Reihe, halte keine Freunde, war vollkommen introvertiert und wachte nur auf, wenn sie mich so ansprach. „

Mittlerweile zählt Zucchero Fornaciari Brian May, Randy Crawford, Paul Young, Toni Childs zu seinen Freunden, und half seinem Forderer und Intimus Eric Clapton in Gesprächen über den Verlust dessen Sohnes Sean hinweg. „Freundschaft unter Musikern ist mir heilig; sie hilft, die Prüfungen im harten Business zu bestehen“, so der bekennende Humanist Fornaciari. Seine spektakuläre Neuerwerbung in der singenden und klingenden Brüderschaft: Schwergewicht Luciano Pavarotti, mit dem er auf dem Titelstück „Miserere“ seines neuen Albums duettiert. „Ich wollte einen Tenor, und er ist der beste. Außerdem kommt er aus der gleichen Region Italiens, und das verbindet. „

Obwohl sonst Bestandteil der katholischen Liturgie, ist „Miserere“, von Zucchero mit einem sechzigköpfigen Orchester unter der Leitung von Michael Kamen eingespielt, für ihn keine religiöse Ehrerbietung, sondern ein Abgesang auf das Elend dieser Welt: „Die Kriege am Golf und in Jugoslawien, der Hunger in Somalia — ich fiel in tiefe Depressionen, aus denen ich mich nur schreibend gerettet habe.“

Und reisend, denn Italiens Rock-Superstar pilgerte nach zwei nervenaufreibenden Konzerten im Sitzungssaal des Kreml auf Sound- und Songrecherche nach Kenia. New Orleans. Irland. England, in die Camargue und nach Capri. Entsprechend facettenreich fallen die Grooves, Hooks und Rhythmen auf“.Miserere“ aus: „Gone Fishing“ läßt an die Beatles denken, in „The Promise“ irrlichten Marvin Gaye leise durch die Harmonien. Bono, Elvis Costello und Paul Buchanan von Blue Nile sorgten für die Übersetzungen der sechs englisch gesungenen Lieder auf Zuccheros bisher überzeugendstem Album.

Trotz des andächtigen Titels hat der Sohn kommunistischer Eltern mit der Kirche nach wie vor nichts am übergroßen Hut, den er nur zum Schlafen abnimmt. „Mein Elternhaus stand genau gegenüber der Dorfkirche; mein Vater war mit dem Priester herzlich befreundet, half ihm bei allerlei Angelegenheiten im Gotteshaus aus. Die beiden verstanden sich prächtig, solange sie nicht auf politische Themen zu sprechen kamen. Dann war der Teufel los. „

Der muß auch losgewesen sein, als Zucchero vor einigen Jahren in Rom anläßlich eines Katholikentags auftrat: „Ich hatte einen Song darübergeschrieben, daß nur eine glückliche Sexualität die jungen Leute vordem Psycho-Streß und dem Druck der Kirche bewahren kann. Die katholische Verwaltung hatte eine mutige Minute und lud mich ein, den Song dort zu spielen. Als wir schon hinter der Bühne waren, kriegten sie Muffensausen. Ein Typ kam zu mir und sagte: .Zucchero, du hast doch so viele wunderschöne Lieder, also mußt du dieses doch nicht unbedingt spielen, bitte!‘ Ich stimmte zum Schein zu, aber als wir oben waren, begann die Band, alle als Priester verkleidet, mit besagtem Song. Da es live im Fernsehen übertragen wurde, konnten sie nicht mehr unterbrechen. Das Irre war, daß all die Leute aufwachten. Die 15.000 Kids aus der katholischen Bewegung begannen mitzusingen, die Mädchen warfen ihre Höschen und BH’s auf die Bühne. Das werde ich nie vergessen. “ Italiens katholische Kirche wohl auch nicht.