Bei Eloy fliegen die Fetzen!


Vor etwa einem Jahr sagte der Eloy-Gitarrist und Leadsänger Frank Bornemann in einem Interview: „Unsere Zeit kommt noch.“ Er hat mit seiner Prognose Recht behalten: Eloys Zeit ist gekommen. Ihre Platten gehen weg wie die sprichwörtlichen „warmen Semmeln“, und man kann sagen, dass sich die Gruppe zu einer der wichtigsten in der deutschen Popszene gemausert hat. Das wird bestätigen, wer sie live erlebt hat, oder „Floating“, die neueste Scheibe, auflegt.

MUSIKALISCH EIGENSTÄNDIG

Eloy Ist eine der wenigen deutschen Gruppen, die nie gegen das berüchtigte Krautrock-Image anzukämpfen hatten – im Gegenteil, es traf sie vereinzelt der Vorwurf, zu wenig „deutsch“ zu spielen. Was immer man darunter zu verstehen hat, die vier haben sich von solchen „für und widers“ nie beeinflussen lassen, sondern konsequent den Weg weiterverfolgt, den sie 1970 eingeschlagen hatten.

Gründer der Gruppe ist Frank Bornemann. Es war ungeheuer mühselig für ihn, eine Gruppe nach seine Vorstellungen aufzubauen. Er wollte musikalisch etwas Eigenständiges auf die Beine stellen, zu einer Zeit, als die wenigen deutschen Musiker entweder englische Vorbilder kopierten, oder wenn sie etwas Neues produzierten, so komplizierte und langweilige Musik schufen (Ausnahmen bestätigen die Regel), dass man in England das inzwischen reichlich abgenutzte Wort „Krautrock“ erfand. Es war also schwierig, musikalisch den Mittelweg und entsprechende Musiker zu finden. Frank fand zwar Gleichgesinnte, die es leid waren, englischen Rock nachzuspielen und stattdessen eigene Ideen verwirklichen wollten, aber welche Ideen, darüber gingen die Meinungen weit auseinander. So ist es nicht verwunderlich, dass die Besetzung von Eloy bis heute mehrfach wechselte, ausser Frank selbst ist heute nur noch der Organist Manfred Wieczorke von der Ur-Formation übriggeblieben, der damals allerdings noch Gitarre spielte.

INTERNATIONALER DURCHBRUCH

Eloy hat, wie kaum eine andere deutsche Gruppe, eine reelle Chance, auch international den Durchbruch zu schaffen, weil sie eben nicht hochgestochen intelektuell spielen, wie es das Ausland bisher von deutschen Gruppen erwartete, und was immer mit so fadenscheinigen Attributen wie „progressiv“, „meditativ“, usw. erklärt wurde. Auf der anderen Seite rutschen sie auch nie in Dampfhammer-Rock-Gefilde ab, womit uns England so reichlich beschenkt. Damit soll nicht gesagt sein, dass Eloy-Rock nicht losgeht, streckenweise fliegen die Fetzen, aber im positiven Sinne, denn dann handelt es sich um Klasse-Rock, der sich nicht auf Lautstärke beschränkt. Wer sie noch nicht kennt, sollte mit ihrer LP „Floating“ einsteigen, eine Scheibe, die durch und durch stimmt. Es gibt langsame Passagen mit viel Atmosphäre, dann sehr mitreissende Rock-Teile, aber nie Stilbrüche und keine billigen Soundeffekte. Man kann Eloy spontan mögen oder ablehnen, aber wer sie gehört hat, wird zugeben: in der deutschen Popszene sind die Gruppe etwas Besonderes. Und schon jetzt steht auch der Titel für die LP fest, an der momentan noch gebastelt wird. Sie soll „Fast Lady“ heissen und wird wohl in wenigen Wochen herauskommen. Na denn toi! toi! toi!