Belle & Sebastian


Den Wunderschotten können nur die Rahmenbedingungen Wermut einschenken.

In manchen Hamburger Clubs gibt es die Unsitte ‚Frühkonzert‘, eingeführt von Raffzähnen, um nach dem Konzert noch mal Eintritt für die folgende Indiedisco kassieren zu können. So hetzt sich die arbeitende Bevölkerung freitags ab, um rechtzeitig um 19 Uhr in der Halle zu sein – und muß feststellen, daß in diesem speziellen Fall die großartige Vorband Gravenhurst eben den letzten Ton gespielt hat. Die wenigen, die schon um halb sieben da waren, versichern, sie seien gewohnt sublim gewesen – umso ärgerlicher.

Als Belle & Sebastian um 19.35 Uhr die Bühne betreten, ist aller Zorn verraucht. Die einst so schüchternen Schotten wirken entspannt und vergnügt, Stuart Murdoch ist zum veritablen Entertainer gereift: Er tanzt ausgelassen, scherzt mit dem beseelten Publikum und den Kollegen; Licht, Sound, einfach alles stimmt. Erst möchte man bedauern, daß die Band ihrWimpster-lmage endgültig abgestreift hat, dann läßt man sich mitreißen vom neuen, rockigeren Ansatz, vom Soul, vom Glam und diesen wunderbaren Uptempo-Momenten, die „Funny Little Frog“ und „White Collar Boy“ heißen. Wenn Murdoch zu „Sukie In The Graveyard“ die Arme ausbreitet und herumwirbelt, ist es, als hätte er das ganze Publikum an der Hand. Stevie Jackson bildet den souverän lächelnden Gegenpol und bekräftigt mit „Jonathan David“, daß die Glaswegians zurecht vor vollem Haus spielen, obwohl nebenan im Grünspan Pete Doherty herumshambelt. Bei „The Boy With The Arab Strap“ brummt der Saal vor langsam aber stetig gewachsenem Fantum. und ]edes einzelne Lächeln im Publikum ist ehrlich erarbeitet.

Umso trauriger, daß dann bereits nach einer einzigen Zugabe Schluß ist. Der Roadie verteilt einen ganzen Block Setlists an die konsternierten Anhanger, als Licht und Musik angehen – soviel Professionalität und Berechnung sind dann doch ein Wermutstropfen. Als wir die Halle verlassen, in der schon hektisch die Clubvorbereitungen für später beginnen, ist es draußen noch hell. Das ist schade. Es hätte ein perfektes Konzert sein können.

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