Blood Red Shoes Berlin, Lido


Schon jetzt die Band, die sie vielleicht noch werden: die zwei aus Brighton.

Ein kleiner Moment der Irritation: Weil der Blick zur Bühne gerade versperrt ist, glaubt man tatsächlich, die Blood Red Shoes hätten ihren Auftritt mit einer Coverversion begonnen-mit einer, die dem Original aufs i-Tüpfelchen gleicht. Aber nein, „Killing In The Name“ von Rage Against The Machine kommt von CD-in voller Lautstärke und mit Bühnenbeleuchtung. Wenn das jugendliche Duo auch gerne von noisigem Indie-Rock a la Sonic Youth. Babes in Toyland und Nirvana (in utero-Phase)schwärmt – für das lntro zum Konzert bedienen sie sich lieber bei Crossover-Rockern, £ die auch mit Beats etwas anzufangen wissen. Das kann man als programmatische Ansage verstehen. So offenbar ihre Begeisterung für harte Sounds ist- Laura-Mary Carter und Steven Ansell aus Brighton sind zu sehr Kinder ihrer Zeit, um die Menschen nicht auch zum Tanzen bringen zu wollen. Über die nächsten 45 Minuten wird Ansell die hüpfende Menge zudem ein paar Mal zum Mitklatschen animieren-auch nicht unbedingt eine Standardgeste bei Punkkonzerten.

Über3oo Shows haben die Blood Red Shoes seit Bandgründung im Jahr 2005 gespielt, vier davon in Berlin. Die Routine spürt man. im positiven Sinne. Die beiden vertrauen einander offenkundig, dementsprechend energetisch spielen sie auf. viele im Publikum sind offenbar nicht zum ersten Mal da und wissen, worauf sie sich freuen dürfen. Carter wird bejubelt, als sie im adretten schwarzen Kleid und mit Gitarre auf die Bühne kommt. Drummer Anseil grüßt wie ein alter Bekannter in charmantem Schuldeutsch.

Das kürzlich erschienene Debüt box of secrets war eine nach den vielversprechenden Singles der letzten Jahre etwas enttäuschende, weil gleichförmige Angelegenheit. Live aber funktioniert das Album. Die Songs wirken kürzer, vielleicht nur kurzweiliger. Immer wenn der Noise-Teppich repetitiv wird, kommt ein überraschender Break, die stärkeren Songs“I Wish I Was Someone Better“. „It’s Getting Boring By The Sea“ und „ADHD“ -sind gleichmäßig über das kompakte Set verteilt. Das Duo- man kennt das unter anderen musikalischen Vorzeichen von den White Stripes -erzeugt mit minimalen Mitteln viel Wirkung. Live sind die Blood Red Shoes schon die Band, die sie auf Platte vielleicht noch werden.

>» www.bloodredshoes.co.uk >» ALBUMKRITIK ME 4/9S, STORY ME 5/08