Blutig bösartiger Film-Realismus


Kalifornia von Dominic Sena; mit Brod Pitt, Juliette Lewis, David Duchovny, Michelle Forbes Ein mörderischer Film-Trip in die Abgründe der Menschheit: "Kalifornia" ist ein Road-Movie ohne den milden Geschmack von Freiheit und Abenteuer

Wer weiß warum, aber Serienkiller sind schwer in Mode. Der Trend ist in jedem Fall ein Beleg dafür, daß sich im Film fast nur noch behoupten kann, wer keine Angst vorm Schocken hat. Und den nachhaltigsten Schock verursacht immer noch der Stoff, der aus einem totgeschwiegenen Winkel unserer Gesellschaft stammt. „Kalifornia“ ist so ein Film. Fiktiv, aber von ungemein dokumentarischer Nähe. Mit Gestalten, die man liebsten ins Reich der Alpträume einordnen möchte — von denen mon aber trotzdem ab und an in der Tageszeitung lesen muß. Die irritierende Nebenwirkung dabei: Je mehr die Geschichte ins Perfide abdriftet, desto stärker fasziniert sie.

Die Reise führt direkt in den Abgrund: Ein junges Paar ist mit dem Auto unterwegs nach Kalifornien. On the road arbeiten sie on einem morbiden Projekt — Brian (David Duchovny) besucht und beschreibt die Wirkungsstätten von Serienkillern, Carrie (wildes Debüt: Michelle Forbes) schießt die Photos dazu. Daß sich die beiden nun ausgerechnet den gefühllosen Gelegenheitsmörder Early (Brad Pitt) und seine debile Freundin Adele (Juliette Lewis) als Mitfahrer aufhalsen, ist sicher ein plumper Drehbuch-„Zufall“. Doch was das Quartett schließlich im Laufe des Trips erlebt, nagelt einen unbarmherzig an den Sitz. Das Proletenpärchen und die Yuppies. Im ersten Moment können sie sich nicht riechen, doch mit der Zeit beginnen sie sich füreinander zu interessieren — sogar auf der latent sexuellen Ebene. Die Fäden des Geschehens hat dabei fraglos der stumpfe, brutale Early in der Hand. Brad Pitt spielt ihn wie ein wildes Tier und nimmt skrupellos, was er gerade braucht. Dieser animalische Habitus ist, der Brian und Carrie fesselt und verführt — doch als sie begreifen, daß Early auch Menschen tötet, quält und bestiehlt, ist es zu spät. Überflüssig zu erwähnen, dab es am Ende zur Kollision kommen muß …

Debüt-Regisseur Dominic Sena hat das Aufeinanderprallen zweier Welten mit einer Konsequenz gedreht, die in Hollywood selten geworden ist. Er versucht gar nicht erst, Earlys Bestilität zu rechtfertigen oder zu relativieren. So kraftvoll ist „Kalfornia“ gelungen, daß man zu glauben bereit ist, daß das Kino manchmal doch härter sein kann als das Leben.