Bobby Brown


London hatte wieder mal ein Medienereignis: Bobby Brown. mit Hip-Hop-Funk wie „My Prerogative“ und „Even/ Little Step“ König der angelsächsischen Charts, hielt acht (!) Nächte lang Hof in der Wembley-Arena.

Es gab Vorschußlorbeeren, die selbst reiferen Talenten als dem 20jährigen „Shooting Star“ zu schaffen gemacht hätten: Vom „neuen“ Michael Jackson und, man lese und staune, von einem „wiedergeborenen schwarzen“ Elvis Presley war da die Rede; und Browns Show erinnerte manche Berufs-Euphoriker gar an die glorreichsten Zeiten des 60er-Jahre-Souls.

In der Tat hat Bobby Brown das Zeug, aus dem heute Stars gemacht sind. Er sieht adrett aus, macht als Tänzer eine gute Figur und umgibt sich vor allem mit den Produzenten, die den Tages-Sound draufhaben. Daß seine heisere Teenager-Stimme (noch?) keine Konkurrenz zu etablierten Sangeskollegen darstellt („Ich weiß selbst, daß ich kein Luther Vandross bin!“), stört nicht.

In der Wembley-Arena herrschte schon Volksfest-Atmosphäre, als die beiden Rapperinnen der Cookie Crew einheizten, und selbst in der Umbaupause gab es stellende Ovationen: Einige VIPs wie Bob Geldof und George Michael hatten gewartet, bis das Hallenlicht wieder anging, um dann ihren Einzug halten zu können.

Als dann der Moment gekommen war und der Star der Show aus dem Trockeneis-Nebel hervortrat, gab es kein Halten mehr. Brown gab dem Affen Zucker: Er fegte wie ein Derwisch über die Bühne, hüpfte immer wieder im Grätschsprung von den Lautsprechern, ließ ab und zu mal die Hose runter und zelebrierte bei jeder Gelegenheit seine suggestiven Liegestützen und Hüftschwünge (für die er Anfang des Jahres im züchtigen US-Südstaat Georgia verhaftet worden war).

Sein Teen- und Twen-Publikum quittierte jede Zuckung mit frenetischer Begeisterung. Daß die Show musikalisch mager ausfiel – die Band mit ihren vier Keyboardern/i/MÄen eher anonym drauflos, der schrille Sound mit seinen ständigen Rückkopplungen grenzte an Körperverletzung – spielte dabei keine Rolle.

Zumindest die erste Wembley-Show mit dem „King of Stage“ (LP-Titel) bot noch nicht das, was so manche voreilig als die Zukunft der schwarzen Popmusik ausriefen. Vielleicht ist das aber auch von einem 20jährigen, der gerade erst seine zweite LP veröffentlichte, ein bißchen zu viel verlangt.