Bombast um jeden Preis


Steve Perry allein auf der Journey

Als vor 16 Jahren die kalifornische Band Journey urplötzlich von progressivem Rock zu melodischer Opulenz wechselte, war das, als sei Clint Eastwood für die Rolle des „Schwarzwaldklinik“-Chefs engagiert worden. Mit Steve Perry als Lead-Sänger und Hausfrauen-Macho barst ein personifizierter Weichmacher in die bis dahin hard-gesottene Burschenschaft um Neil Schon und Ross Valory. Perrys Mainstream-Pathetik und sacharinlastige Falsett-Attacken wurden zum Garanten für 35 Millionen veräußerte Alben und ausverkaufte Tourneen – allerdings um den Preis, daß ein explosiver Live-Act zum Massenkuschel-Happening degenerierte. Zehn Jahre nach seinem ersten und bisher einzigen Solo-Trip läßt Steve mit „For The Love Of Strange Medicine“ die Zeit stillstehen, schwört unverdrossen auf die Kraft balladesker Lovesongs im Bombastgewand. Sein Mix aus Suggestivkadenzen, geballten Streicherfronten und cleverer Session-Power ist von höchster kommerzieller Gediegenheit. Ein eindeutig identifizierbares musikalisches Objekt also. Daß Perrys Theaterdonner allzu schmusig ausgefallen ist, dürfte seine Fans kaum stören.