Bonnie „Prince“ Billy & Matt Sweeney – New York, Bowery Ballroom


Von Billy zu Billy: Ex-Corgan-Partner Sweeney entfacht mit Will Oldham eine wilde Pilzefresser-Sause. Ernsthaft.

Der letzte Auftritt von Will „Prince Billy“ Oldham liegt in so neblig-weiter Ferne, daß man sich nicht mal erinnert, ob er damals schon einen Bart trug. Oder hätte tragen können. Allen, die sich also gefragt haben, wie die Kollaboration von Oldham und Matt Sweeney wohl live klingt, sei versichert: genauso wie auf ihrem Album Superwolf. Das mag man beruhigend oder enttäuschend finden. Oldham und sein gitarrespielender Partner betreiben keinen Etikettenschwindel. Sie hätten ihren Set in eine Gitarrenorgie verwandeln können, schließlich kennt sich Sweeney spätestens seit seiner Zeit bei Billy Corgans Supergroup Zwan mit bühnenwirksamem Gitarrenkrach aus. Oder sie hätten sich als unfähig erweisen können, die feine melancholische Stille, die auf dem Album zwischen den Noten und Zeilen schwebt, auf die Bühne zu bringen. Fehlanzeige, gottlob. Wir hören zarten Ton für Ton und skurril-intellektuelle Zeile für Zeile, als seien die Musiker nichts anderes als ausführende Organe eines CD-Players.

Warum also überhaupt zu einem Superwolf-Konzert gehen? Zum einen kann hier der Oldham-Fan, der an sich vielleicht doch eher der geeky Indie-Individualist ist, in der Masse Gleichgesinnterentspannen. Hier beschwert sich keiner, wenn er/sie einen über den Durst trinkt und dann mit geschlossenen Augen und verzücktem Gesicht dem Konzert folgt. Niemand quakt bei leisen Stellen dazwischen. Hier, im Rudel der Superwölfe, darf der Fan er selbst und somit glücklich sein. Zum anderen ist es ein visuell lohnendes Spektakel. Nicht genug damit, daß 90 Prozent der männlichen Fans Vollbarte tragen. Auch die Musiker auf der Buhne sind ein ungewöhnlicher Anblick. Ein Kritiker hat geschrieben, die beiden klängen wie besoffene Simon & Garfunkel. Das ist falsch und gemein. Richtiger (und überhaupt nicht böse gemeint) müßte es heißen: Sie sehen aus wie Simon & Garfunkel auf Pilzen. Wer einmal Caveh Zahedis Doku „Tripping With Caveh“ gesehen hat. in der der Filmemacher zusammen mit Oldham Pilze klinkt, wird den Eindruck bestätigen. Gekleidet in weiße Frotte-Caprihose, rosa T-Shirt und Flip Flops schwebt vor allem Oldham offensichtlich in einer anderen Sphäre. Er windet sich, grimassiert, dann wieder verharrt er minutenlang in einer Pose, die an einen auf dem Klo sitzenden Mann erinnert. Sweeney balanciert derweil das Gebaren seines Kumpels durch stoische Unbeweglichkeit aus ein ruhiger, kalter, glatter Felsen mit Gitarre, um den herum Bonnie Will sein Joe-Cocker-Ballet tanzt. Wie sind die Superwölfe also live? Wie ein bizarres Marionettentheater mit tollem Original-Soundtrack.

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