Elektro-Kolumne

Boom Tschak: Über das Ende des Berliner Labels 50 Weapons


Nach zehn Jahren ist Schluss für das Berliner Labels 50 Weapons. Ein Label von Musikliebhabern für Musikliebhaber, findet Albert Koch.

Soll keiner sagen, er hätte es nicht gewusst. Von Anfang an war das Label 50 Weapons als zeitlich, oder besser: als eine nach Anzahl der Releases begrenzte Angelegenheit geplant.

Im Jahr 2005 gründeten Gernot Bronsert und Sebastian Szary von Modeselektor das Label in Berlin. Die erste Veröffentlichung: ein Bootleg-Remix vom 50-Cent-Track „Just A Lil Bit“ von Modeselektor. Angeblich, so Bronsert und Szary später, hätten auf 50 Weapons fünfzig 12-Inches mit fünfzig Bootleg-Remixen von 50 Cent veröffentlicht werden sollen. Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass es so weit nicht gekommen, sondern dass die Variabilität der Stile und beteiligten Künstler des Labels dann doch ein bisschen größer geworden ist.

Nach zehn Jahren und (ein wenig mehr) als fünfzig Veröffentlichungen ist seit dem 25. September aber Schluss mit 50 Weapons, als das Album OBSIDIAN von Benjamin Damage veröffentlicht wurde. Was 50 Weapons so besonders gemacht hat: Es war ein Label von Musikliebhabern für Musikliebhaber. Die 12-Inches kamen zur Freude der Vinylnerds als gestempelte White Labels oder mit einem streng formalistischen Coverartwork, einem Porträtfoto des Künstlers in einem weißen Rahmen.

Boom Tschak: Die Elektro-Kolumne von Albert Koch
Boom Tschak: Die Elektro-Kolumne von Albert Koch

Die Einfärbung der Porträts stellte die qualitativ unterschiedlichen Fotos mit oft uneinheitlichen Hintergründen in einen einheitlichen Kontext. Neben Eigengewächsen wie Addison Groove, Anstam, Bambounou, Cosmin TRG und Benjamin Damage veröffentlichten auch Legenden wie Laurent Garnier, Shed und Marcel Dettmann auf dem Label. Und scheinbar Artfremde wie Untold, der britische Produzent Jack Dunning. Aber was heißt schon artfremd? So unterschiedlich die Musik auf 50 Weapons auch gewesen sein mag, die Klammer wurde von der Attitüde gebildet, die dahinterstand: eine sehr offene und teilweise avantgardistische Herangehensweise an elektronische Musik, die mitunter komplett abgekoppelt war von der Tagesaktualität und den Erfordernissen der Funktionalität im Club.

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