Britney Spears: Teen Queen


Ob man will oder nicht: An der 18-jährigen Amerikanerin kommt man derzeit nicht vorbei. Was, so fragt man sich, macht ihren Erfolg aus? ME/Sounds suchte nach Antworten.

Für Manche ist sie die süßeste Versuchung, seit es Popsängerinnen gibt. Britney Spears hat weltweit 18 Millionen Exemplare ihres Debütalbums „Baby One More Time“ (12-fach Platin!) verkauft und dabei Rekorde gebrochen: Britney war die erste Debütantin, die gleichzeitig mit einem Album und einer Single gleichen Titels an die Spitzen der Single- und Album-Charts vorstieß, und sie belegte als erste Newcomerin gleichzeitig den ersten Platz in den US-Hot-100 und den Billboard-Top-200.

Doch nicht immer stellte sich die Welt für Fräulein Spears so rosig dar. Britneys Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Am 1. Oktober 1997 noch wurde den Spears‘ der prollige Ford Probe gepfändet, weil sie mit den monatlichen Raten von 371,27 Dollar im Rückstand waren. Der Wagen war Baujahr 1993 und hatte bereits rund 100.000 Kilometer auf dem Tacho. Er wurde vom Sheriff auf den Stufen des Rathauses in der Kleinstadt Tangipahoa versteigen – für 2000 Dollar ging er weg. Familie Spears schuldete der Ford Motor Company somit noch weitere 10.297,21 Dollar – und hatte kein Auto mehr.

Damals aber hatte Britney bereits die ersten Auftritte im Disney-TV hinter sich und einen Plattenvertrag mit live in der Tasche. Jive ist das Label, das bereits die Backstreet Boys und *Nsync groß machte – also wahrlich keine schlechte Adresse für eine aufstrebende Pop-Prinzessin. Ein Jahr später (1998) stand Britney mit den Produzenten und Songschreibern Max Martin (Backstreet Boys, Ace Of Base) und Eric Foster White (Whitney Houston, Backstreet Boys, Andru Donalds) im Studio. Noch ein Jahr später (am 8. Februar 1999) erschien die Single „Baby One More Time“ und exakt einen Monat darauf (am 8. März 1999) das gleichnamige Album.

Der Rest ist, wie man so schön sagt, Popgeschichte. Und Familie Spears dürfte jetzt keine Geldsorgen mehr haben, denn allein im Jahre 1999 spielte „Bit-Bit“ (wie enge Freunde die 18-jährige Britney nennen) satte 15 Millionen Dollar ein (rund 30 Millionen Mark). Ausgekoppelt aus „Baby One MoreTime“ wurden insgesamt fünf Singles, vier davon erschienen auch in Deutschland: „Baby One MoreTime“, „Sometimes“, „Crazy“ und „Born To Make You Happy“. In Amerika wurde zwischen „Crazy“ und „Born To Make You Happy“ noch der Schmachtfetzen „From The Bottom Of My Broken Heart“ ausgekoppelt, der jedoch mit Britneys Gute-Laune-Image nicht harmonieren mochte und sang- und klanglos unterging.

Am 15. Mai nun erscheint das zweite Spears-Album, „Oops! I Did It Again“. Kommentar Britney: „Es ist besser und reifer als sein Vorgänger. Und diesmal will ich mich in den Videos auch sexbetonter anziehen!“ Und das von einem Mädel, dessen Bauchnabel mehr Sonne abbekommt als die Bahamas.

Weltweit begleiteten Millionen Teenager Britneys Aufstieg zum Megastar mit leuchtenden Augen. Lind weltweit begleiteten Millionen Erwachsene Britneys Aufstieg zum Megastar mit gerunzelter Stirn. Und das nicht etwa, weil die dünne Popmusik von Fräulein Spears schlechter wäre als vergleichbares Schlagergut, im Gegenteil: Kaum jemand kann sich der naiven Banalität von „Baby One More Time“ oder „Born To Make You Happy“ entziehen. Ohne moralinsauer wirken zu wollen, ist die Frage doch vielmehr: Wurde hier (wieder mal) ein Kind zum Erfolg gedrängt? Hat Britney sich den Busen vergrößern lassen, um mehr Platten zu verkaufen? Erleben wir – bezogen auf Britney Spears – den Aufstieg (und Fall?) der Millenniums-Shirley-Temple? Für eine US-Musikzeitschrift ließ sich Britney im Bikini auf einem Satinlaken mit Teletubbie-Puppe im Arm fotografieren. Das US-Magazin „People“ höhnte: „Britney ist eine Lolita auf Aerobic“, und die deutsche Illustrierte „Max“ kalauerte: „Britney läßt es poppen!“ Britney selbst wehrt sich gegen den Vorwurf, verheizt zu werden: „Meine Eltern haben mich nie gedrängt – im Cegenteil! Ich habe Madonna und Janet Jackson im TV gesehen und wußte sofort: So will ich auch sein! Schon als kleines Mädchen habe ich wahnsinnig gerne gesungen und getanzt. Mit fünf sang ich ,What Child Is This?‘ auf einem Kindergartenfest. Deshalb drängte ich meine Eltern, mit acht Jahren an einem Disney-Talentwettbewerb in Atlanta teilnehmen zu dürfen!“ Britney schaffte es bis in die Endrunde, wurde aber dann wegen ihres Alters abgelehnt. Disney-Mitarbeiter empfahlen ihr aber, sich bei dem New Yorker Manager und Entertainment-Anwalt Larry Rudolph zu melden. Klein-Britney fürchtete sich ein wenig, war aber auch neugierig: „Nach sechs Monaten nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte: Mami, ich will es versuchen!“ Mutter l.ynne (Gaindschullehrerin), Britney und ihre kleine Schwester )amie-Lynn fuhren also aus Kentwood, Louisianna (1200 Einwohner) in den „Big Apple“. Vater Jamie (Beruf: Bauarbeiter) und Britneys älterer Bruder Bryan blieben daheim. Rudolph war sofort begeistert von Britney und nahm sie unter Vertrag. Die nächsten drei Sommer verbrachte sie in New York und nahm Gesangs- und Tanzunterricht. Um Geld zu sparen, wohnten Mama l.ynne, Britney und Jamie-Lynn in dieser Zeit zur Untermiete in einer New Yorker Wohnung. Das Geld für ihre Ausbildung verdiente Britney mit Auftritten in Werbespots.

1991 ergatterte Britney sogar eine Rolle in dem Broadway-Musical „Ruthless“. „Das fand ich einige Zeit ganz nett“, erinnert sie sich unbekümmert, „aber als ich an Weihnachten auftreten sollte, hatte ich keine Lust mehr. Ich glaubte damals noch an den Weihnachtsmann und wollte seinen Besuch auf keinen Fall verpassen!“ Britney kündigte. Wenige läge später nahm sie an einem neuen Disney-Casting teil – und diesmal kriegte sie den Job! Sie zog – diesmal ohne Mutter Lynne – nach Orlando, Florida, und moderierte zwei lahre lang den „Mickey Mouse Club“: „Ich wohnte direkt neben dem Studio in einer Wohnanlage. Mitten in Disney World! Es war irre toll! In den Drehpausen gingen wir auf die Wassemitsche!“

Vielleicht ist es das, was Britney Spears so erfolgreich macht: Trotz ihres hochglanzpolierten Lolita-Looks hat sie (noch) nicht verlernt, ein Kind zu sein. Ihre Lieblingsfarben sind Rosa und Himmelblau, und ihre Hobbies sind Kitschromane und Einkaufen. Britney, das amerikanische Durchschnittsgirl.

Nach zwei Jahren wurde der „Mickey Mouse Club“ abgesetzt. Britney war 14 und kehrte nach Hause zurück. Ein (ahr lang besuchte sie die Highschool, ging zu Homecomingund Prom-Parties, den beiden wichtigsten Festen im Leben des LIS-Teenagers. „Ein lahr lang war das schön und tat mir gut“, rekapituliert sie, „denn ich wollte ein ganz normaler Teenager sein. Aber dann wurde mir das doch zu langweilig.“

Zufall oder Schicksal? Genau in diesem Moment rief Larry Rudolph aus New York an. Er sagte: „Popmusik feiert ein Comeback, aber es gibt noch kein Mädchen, das zum Star aufgebaut wird.“ Rudolph hatte eigentlich eine Girl-Group im Sinn, aber Britney wollte lieber solo auftreten. Sie flog mit Mutter Lynne nach New York und sang den live-Bossen Jeff Foster und Barry Weiss vor: „Jesus Loves Me“ und Whitney Houstons „I Have Nothing“: „Ich war höllisch nervös, und dass meine Mutter die ganze Zeit stumm mitsang, machte es nicht besser. Trotzdem waren Fo-ster und Weiss begeistert und nahmen Britney unter Vertrag. Die Plattenfirma Jive hatte bereits gute Erfahrungen mit jugendlichen Talenten gemacht. Sowohl die Backstreet Boys als auch * Nsync wurden weltweit über live vertrieben. Im Hintergaind hatten jedoch aufgrund vertraglicher Verpflichtungen der Erfinder der beiden Boy-Groups, Lou Perlman, und seine Firma Continental Records das Sagen. Britney Spears nahmen die Jive-Profis deshalb gleich selbst unter Vertrag. Dann studierten sie aufmerksam die Angaben auf den Hitalben der letzten paar Jahre und entschieden sich daraufhin für zwei der erfolgreichsten Produzenten: Max Martin und Eric Foster White. Fast ein Jahr dauerte die Arbeit an Britneys erstem Album. Ein Jahr, dass sich – wie man heute weiß mehr als ausgezahlt hat.

Während Eric Foster White und Max Martin den Hits von morgen den letzten Schliff gaben, tingelte Britney bereits durch die Einkaufszentren Amerikas. Diese Form von Live-Promotion hatten die Jive-Manager ebenfalls den Backstreet Boys und ‚Nsync abgeschaut: Mastermind Pearlman hatte die beiden Boy-Bands monatelang in Mails und Highschools spielen lassen, damit sie Erfahrungen und erste Fans sammelten (in ähnlicher Weise hatten sich Take That in England zum Erfolg hochgespielt).

In jedem ordentlichen US-Einkaufszentrum gibt es einen sogenannten „Food Court“ mit einer Reihe von Schnellrestaurants. In deren Mitte wurde eine kleine Bühne aufgebaut, und Britney trällerte ihre ersten Songs. „Es war lustig“, erinnert sie sich, „die Leute waren nett und freundlich, und ich konnte nebenbei alle meine Einkäufe erledigen.“

Von Anfang an war geplant, Britney Spears – anders als bei den New Kids On the Block, bei Take That, den Backstreet Boys und * Nsync – beiderseits des Atlantiks gleichzeitig zum Star aufzubauen. Zuvor hatten Teenie-Bands ihre ersten Erfolge meist in Deutschland oder einem anderen europäischen Land gefeiert. Amerika kam in der Regel erst später dran. Das generalstabsmäßig geplante „Projekt Britney“

sollte Europäer und Amerikaner gleichermaßen ansprechen, Männlein wie Weiblein – einer von mehreren Gründen für die vergleichsweise große Bandbreite auf Britneys Debütalbum, das auf gekonnte Weise chart-tauglichen Europop mit eingängigem US-Gesäusel verband.

Ein Model-Job für Modeguru Tommy Hilfiger und Auftritte im Vorprogramm der Kollegen von * Nsync ließen die Popularität von Britney Spears beständig anwachsen. Lind auch das Internet nutzten die Britney-Macher geschickt. Unter www.peeps.com/britney fand sich bereits eine Vielzahl von Informationen, als noch kaum jemand wusste, wer oder was Britney Spears überhaupt ist. Zudem konnten junge Fans im Internet einen kostenlosen Newsletter bestellen, der sie über alle kommenden Events (Single, Album, Tour) auf dem Laufenden hielt.

Die Maschinerie, die in Gang gesetzt wird, um aus einem Niemand einen Star zu machen, lief auf vollen Touren, als es zum ersten großen Krach kam. Für das Video zu „Baby One More Time“ wollten die Jive-Straiegen Britney Spears als eine Art militanten „Power Ranger“ verkleiden. Britney aber weigerte sich: „Ich bin ein ganz normales Mädchen, und ‚Baby One More Time‘ ist ein ganz normales Liebeslied. Warum also sollte ich da aussehen wie eine Comicfigur und mit meiner LIhr schießen?“ Die Sängerin setzte sich durch – und der Erfolg gab ihr Recht.

Mit dem Erfolg kamen – natürlich – auch die Neider, die Streithähne, die Lästermäuler, die Gerüchte: Britney hat eine Affäre mit Justin von * Nsync. Britney wohnt mit Justin zusammen (Monatsmiete: 15.000 Dollar). Britney hat Affären mit allen fünf Mitgliedern von ‚Nsync. Britney hat sich den Busen vergrößern lassen. Britney wiegt 105 Pfund – und „108 Pfund mit Implantaten“ (Quelle: http://members.tripod.com/littlepigs/britney.html). Britney steht aufSadomaso-Sex. Britney und Christina Aguilera (haben im „Mickey Mouse Club“ zusammen moderiert) hassen sich. Britney und Christina sind die besten Freundinnen. Britney singt Playback. Britney kann gar nicht singen. Prinz William (der ältere Sohn von Prinzessin Diana) ist nicht nur ein großer Fan von Britney Spears, sondern in Wahrheit auch ihr heimlicher Geliebter, und sie hat sich schon eine Wohnung in seiner Nähe gekauft. Sogar dem deutschen „Stern“ war das angebliche Liebesleben von Britney Spears eine Bemerkung wert: „Britneys sexuelle Haushaltsführung ist rigide – Petting ja, aber nur mit BH und Pullover.“ Apropos BH: Im Video zu dem Song „Sometimes“ wirkte Britneys Oberweite deutlich überzeugender als im noch recht braven Clip zu „Baby One More Time“. Aber das ist auch durch Wonderbra, Schaumstoffpolster oder einen Wachstumsschub zu erklären. Britney selbst wird zu der weltbewegenden Frage „Brustvergrößerung ja oder nein?‘ von unterschiedlichen Quellen unterschiedlich zitiert. In „Bravo“ war zu lesen: „Ja, ich habe meinen Busen vergrößern lassen. Ich trage jetzt Körbchengröße 36B statt 34A. Ich wollte einen neuen Look haben.“ Das amerikanische „People“-Magazin dagegen will Britney Spears folgende Sätze entlockt haben: „Ich habe mir ja auch ganz bestimmt mit 17 Implantate einsetzen lassen! Was für ein Blödsinn! Ich habe einfach nur 15 Pfund zugelegt und trage auch ganz gern mal einen Push-up-BH, das ist aber auch schon alles.“

Wegen des Refrains von „Baby One More Time“ („Hit me baby one more time“) warfen bibelfeste Amerikaner der 165 Zentimeter kleinen Sängerin vor, sie fordere zum Sado-Masosex auf („hit me“ = „schlag mich“). Britney selbst sieht das völlig anders. In Wahrheit handele der Song „von einem Mädchen, dass sich von ihrem Freund getrennt hat und ihn nun wieder haben will.“

Auch was die lieben Mitbewerberinnen um die Gunst des Publikums angeht, möchte Britney Spears einiges zurechtgerückt wissen. Feindschaft? Blödsinn! Sie möge Christina Aguilera, wolle aber erfolgreicher bleiben als die Ex-Kollegin aus dem „Mickey Mouse Club“. Bislang kein Problem: Christina, nach Auffassung von „Bravo“ die „amerikanische Jenny Elvers“, verkaufte in den USA „nur“ zwei Millonen Alben, Britney dagegen sieben und weltweit sogar 18 Millionen. Sicherheitshalber aber trat Britney im Video zu „Born To Make You Happy“ trotzdem im spacigen Aguilera-Look auf, was leider ausgesprochen billig wirkte. Das Ringen der Blondinen um die künftige Vormachtstellung bleibt – allen Freundschaftsbekenntnissen zum Trotz – spannend, zumal Disney angeblich eine Wiedervereinigungs-Show mit den beiden plant!

Wie (fast) alle Popstars singt Britney Spears wahlweise Playback oder live. Bei der Grammy-Verleihung 2000 beispielsweise präsentierte sie ein Medley der Titel „From the Bottom Of My Broken Heart“ und „Baby One More Time“. Weil ihre Stimme aber zu leise für die riesige Halle war, sang sie am Nachmittag beim Soundcheck eine Bandaufnahme ein, zu der sie abends bloß noch die Lippen bewegte. Der Grammy ging dann an Kollegin/Konkurrentin Christina Aguilera, deren Stimme laut Los Angeles Times „an Whitney Houston erinnert, während Britney kaum einen Karaoke-Wettbewerb gewinnen könnte“.

Trotzdem, das zweite Album von Britney Spears ist fertig. Mehr noch: Mit „Ooops I Did It Again“ (der Titelsong handelt, richtig, vom Sich-Verlieben) planen Britney und die Strategen von live zweifelsohne, den Erfolg von „Baby One More Time“ noch zu übertrumpfen. Auf ihrer „Born To Make You Happy“-Kurztournee spielte Britney bereits zwei Titel vom neuen Album, die beim Publikum beide auf positive Resonanz stießen. Angeblich nahm Britney für das Album zudem einige selbstgeschriebene Tracks sowie den Stones-Urhit „Satisfaction“ auf – produziert von HipHop-Fachmann Rodney Jerkins.

Bei allen Bemühungen um Professionalität – gegen die Spinner, die sich online als Britney ausgeben (oder gar versuchen, bei Fräulein Spears ins Schlafzimmer einzubrechen) hilft nur die Unterstützung von aufrechten Verehrern des jugendlichen Popstars und die Hilfe von offizieller Seite: Fans, die es gut meinen mit ihr outen die E-Mail-Adressen falscher Online-Britneys, und gegen ungebetene Gäste helfen mittlerweise Polizeischutz und Alarmanlage.

Was bleibt, ist der fade Nachgeschmack eines großen Erfolges, den man immer dann auf der Zunge hat, wenn man es mit Künstlichkeit statt mit Kunst (oder zumindest gut gemachter Popmusik) zu tun hat. Britneys „Soda Pop“ (Songtitel) klingt dermaßen kalkuliert, dass er sofort vergessen wäre, wenn das blonde Girlie nicht unsere niedersten Instinkte anspräche. Selbst erwachsene Männer bekommen glänzende Augen, wenn Britney Spears im heimischen Wohnzimmer über den Bildschirm flimmert. Dabei hat die nette Nymphe aus den USA musikalisch nicht mehr zu bieten als hier zu Lande Dieter Bohlen.

Völlig anderer Auffassung ist da natürlich Jeff Foster von Britneys Plattenfirma Jive Records. Ergibt vollmundig und im Brustton der Überzeugung Folgendes zu Protokoll: „Britney verbindet die musikalische Vielseitigkeit einer Madonna mit den gesanglichen Qualitäten einer Whitnev Houston oder Celine Dion. Nun ja, wir befinden uns eben im Showgeschäft, und da wird bekanntlich fast ständig dick aufgetragen. Britney selbst bleibt angesichts des ganzen Rummels um ihr Persönchen vergleichsweise gelassen: „Ich tue nichts, was ich nicht will. Ich wollte ein Star sein, und bin ein Star geworden. Und obwohl dieses Leben in der Öffentlichkeit natürlich auch Nachteile hat, finde ich es insgesamt immer noch ganz, ganz toll“, sagt sie in der ihr eigenen Mischung aus Kindlichkeit und Naivität und fragt den verblüfften australischen TV-Reporter noch so ganz nebenher: „Wo genau ist eigentlich dieses Australien?“

Materielle Not wird Britney Jean Spears einiger kleiner Wissenslücken zum Trotz wohl nie mehr leiden müssen. Neben Einnahmen aus Plattenverkäufen darf sich die 18jährige (geboren am 2. Dezember 1981) über ein fettes Zubrot aus dem Verkauf von Fan-Artikeln freuen. Zum offiziellen Merchandising-Sortiment gehören Miniröcke, knallenge T-Shirts und bunte Sessel zum Aufblasen. Auch Britney-Puppen sind in Planung. Weil die Sängerin aber fand, der Prototyp ihres Abbildes aus Kunststoff sähe aus „wie eine Bulldogge, die eine Wespe kaut“, mussten die Designer jüngst noch mal ran, und die Auslieferung verzögert sich. Befürchtung der Marketing-Strategen: in dieser Ausfallzeit lernen Tausende von Britney-Fans lesen und schreiben und kaufen dann keine Puppen mehr. Aber Britney bleibt stur: „Schließlich ist es meine Puppe, also kann ich machen, was ich will!“

Zum 18. Geburtstag machte Britney Spears sich selbst zwei rebellische Teenager-Geschenke: Sie ließ sich – gegen der erklärten Willen ihrer Eltern – den Bauchnabel piercen und eine kleine Fee auf den Rücken tätowieren. Wer solches wagt, ist drauf und dran, erwachsen zu werden. Wobei sich die Frage stellt, ob erwachsen sein in der glitzernden Welt des Pop überhaupt ein hilfreicher Zustand ist. Jedenfalls dann, wenn man nicht im Hintergrund die Fäden zieht, sondern vorne steht, wo die Show gegeben wird. An das Leben im Rampenlicht hat Britney Spears sich inzwischen gewöhnt: „Ich trete gerne auf, ich liebe den Beifall. Ja, ich muß dafür auf andere Dinge verzichten. Aber ehrlich gesagt, fand ich es sowieso öde, zur Schule zu gehen. Wer’s mag, bitte, aber ich bin lieber Popstar!“ Einziger Nachteil in Britneys Augen: „Ich kann jetzt nicht mehr einfach shoppen gehen. Die Kids in den Kaufhäusern fangen sofort an zu kreischen! Das ist zwar lustig, aber man kann sich nicht mehr aufs Einkaufen konzentrieren.“