CD-Platten


Die Wege der CD-Macher sind wahrlich wundersam. Solange Island-Boß Chris Blackwell weiter seine fast pahologische Abneigung gegen CompactDisc hegt, wird man vergeblich auf CD-(Wieder)Veröffentlichungen des von ihm kontrollierten Repertoires hoffen, angefangen von den frühen Meisterstückchen der Spencer Davis Group und des von Blackwell protegierten Pop-Wunderkindes Steve Winwood bis hin zur jüngsten Robert Palmer-Produktion. Nur wo Blackwell nicht weltweit die Rechte besitzt (wie im Fall von Cat Stevens etwa), kommen Island-Aufnahmen wenigstens als sogenannte „graue“ und ganz schön teure Import-CDs ins Land.

Da haben es die Fans des Declan Patrick Aloysius MacManus (bislang bekannt unter einem Pseudonym) schon besser: Fast der komplette Elvis Costello-Katalog ist inzwischen auf englischen und amerikanischen Import-CDs greifbar. Weil unser Mann seit einiger Zeit seine Selbstzweifel überwunden hat und zu neuerlicher Hochform auflief, seien mal hier alle als Digitalplatte erhältlichen Produktionen aus seiner Feder aufgeführt: MY NAME IS TRUE (US-Columbia CK 35037), ARMED FORCES (US-Columbia CK 35709 und über den Teldec Import Service als IMP Fiend CD21), GET HAPPY (IMP Fiend CD24/TIS), ALMOST BLUE (IMP Fiend DC33/TIS), IMPERIAL BEDROOM (IMP Fiend CD/36/T1S). PUNCH THE CLOCK (RCA ZD70026), GOODBYE CRUEL WORLD (RCA ZD70317). Vorwiegend Aufnahmen der 70er Jahre erhält der Sampler THE BEST OF ELVIS COSTELLO (IMP Fiend CD52). während die zweite Anthologie TEN BLOODY MARYS & TEN HOWS YOUR FATHER (IMP Fiend CD27) Single-Titel und Raritäten bietet.

Die rührigen Jungs von Demon Reeords, die Costellos Aufnahmen der Vor-RCA-Ara auswerten (wie so manch andere legendäre Produktionen amerikanischer Herkunft!), haben sich im übrigen höchst offiziell beim britischen Phonoverband über amerikanische CD-Parallelimporte beschwert, denn diese träfen sie an der empfindlichsten Stelle jedes Kapitalisten, am Geldbeutel. Was aber soll der CD-Fan davon halten, für den Vorab-lmport wie der des Joy Division-Hits CLOSER (Factory FACD XXV) oder des Bangles-Album DIFFERENT LIGHT (US-Columbia CK40039) das Salz in der Suppe sind? Von Bob Segers STRANGER IN TOWN (Capitol/Toshiba CP32-51O2) bis zu den 20 GREATEST HITS VOL. 1 (C/ERA Records CDTR 1) von T. Rex & Marc Bolan kommt nun mal vorläufig vieles nur als Import in die Läden. Im günstigsten Fall, weil den Geldbeutel nicht arg strapazierend, als offizieller Import wie das zweite XTC-Album GO 2 (Virgin 610 657-225) oder die jüngste John Martyn-Platte PIECE BY PIECE (Island 880 098-231).

Wer diesmal wartete, konnte Geld sparen: Mit Ausnahme des Instrumentaltitels „Glistening Glyndebourne“ enthalt die CD zusätzlich zur LP-Version drei Titel, die kurz vorher auf der Promotion-CD-Single CLASSIC JOHN MARTYN (Island 880 097-222) zu haben waren. Die Spielzeit erhöhte sich so auf erfreuliche 59 Minuten!

Noch mehr ununterbrochenes Hörvergnügen bietet die Bryan Ferry/Roxy Music-Anthologie STREET LIFE – 20 GREATEST HITS (PolyStar/ E’G 829 362-2): Das Doppelalbum paßte mit 74 Minuten und 4 Sekunden so gerade auf eine einzige CD.

Wem das einfach zu lang ist, der sollte zur importierten Ruby Turner-Maxi-CD IF YOURE READY (COME GO W1TH ME) greifen (Jive X 109): Die drei Titel, welche die schwarze Soul-Dame mit eindrucksvoller Stimme zum besten gibt, briniien es auf insgesamt exakt 14 Minuten Spielzeit. Was vorläufig einsamer Rekord ist. Eine kürzere CD gab es bislang nicht.

Regelmäßige Leser dieser Kolumne dürften sich mittlerweile selber davon überzeugt haben, daß CD leider längst nicht immer mit besserer Wiedergabequalität gleichzusetzen ist (gegenüber LP, versteht sich). Zwei haarsträubend ärgerliche Belege dafür wurden kürzlich veröffentlicht. Sowohl die in England gefertigte CD von Elton Johns TUMBLEWEED CONNECTION (DJM CD12) als auch der in Japan gefertigte US-Import derselben Aufnahme (MCAD-37199) sind von Anfang bis Ende komplett verbrummt, und zwar sehr deutlich hörbar. Was da brummt, ist natürlich nicht der Tonträger als solcher, sondern die total defekte Bandkopie, die zur Überspielung hergenommen wurde. Da mag dann doch keine rechte Freude über die teuren Importe aufkommen.

Verblüffend auch die total unterschiedliche Klangqualität bei der deutschen (Metronome 827 690-2) bzw. britischen CD (DJM CD 10) von Elton Johns DONT SHOOT ME, IM ONLY THE PIANO PLAYER: Warum da die Importscheibe entschieden besser klingt, ist das Geheimnis der beteiligten Tontechniker!