Chuck Prophet: Straßen- Schmutz aus dem Fernstudium


Mitte der Achtziger Jahre begann er in der kalifornischen Gitarrencombo Green On Red mit schwer Stones-beeinflußten Post-Punk-Klängen auf sich aufmerksam zu machen, steuerte jedoch seitdem immer mehr in Richtung der amerikanischen Singer/Songschreiber-Roots. Mit seinem zweiten Solo-Album „Balinese Dancer“ legt Chuck Prophet jetzt ein echtes musikalisches Roadmovie vor — in allen Songs erzählt er kleine, gut beobachtete Geschichten über das Leben „Somewhere Down The Road“ erzählt. Mit seinem Privat-Leben hat das freilich so gut wie nichts gemein: „Das Leben auf der Straße ist aus der Distanz viel romantischer“, gesteht Couch Potatoe Prophet. „Ich hänge deshalb heute lieber mindestens die Hälfte des Jahres in meiner Chaos-Bude in San Francisco herum. “ In seinem heimischen Cocoon betreibt der Mann, der aussieht (und auch so singt) wie Tom Petty’s mißratener kleiner Bruder, sein Fern-Studium „Das Leben auf der Straße“ — mit den Büchern obskurer Südstaatenschriftsteller.

„Die haben mich viel mehr beeinflußt als jeder Songwriter!“ Seine Songs erinnern mit ihren Country-, Tex-Mex-, Folk- und Blues-Beimischungen beim oberflächlichen Hören an die Werke der Kollegen Petty, Lee Clayton oder John Hiatt, offenbaren bei näherer Betrachtung aber eine leicht angeschrägte Ästhetik und ein subtil existentialistisches Flair. „Das kriege ich hin, indem ich mir nicht die selben sattsam bekannten Session-Profis ins Studio hole, wie die anderen. „Und wenn er dann doch mal nahmhafte Asse wie Orgel-Veteran AI Kooper oder Mandolinen-Champion David Grisman anheuert, „dann zwinge ich sie mit ungewohnten oder falsch gestimmten Instrumenten aus ihrer Routine. Nur so kriegen die Tracks ein spannendes Feeling!“