Clawfinger


Die wahren Helden des Abends waren die Fans. Sie purzelten aus der Pogo-Sauna wie dampfende Monster nach einem dramatischen Großeinsatz zur Rettung der Welt. Und so standen sie nun mit nackten Oberkörpern bei minus vier Grad vor der Live Music Hall. Ein Bild für Eis-Götter: Die nassen Haare der Matadoren, binnen kurzer Zeit zu ansehnlichen Gebilden gefroren, die jeder Coiffeur, der etwas auf sich hält, gerne erfunden hätte. Die Jungs hatten ihren Spaß gehabt, keine Frage. Dabei war das Konzert ihrer Hardcore-Lieblinge aus dem hohen Norden nach einer Stunde und 20 Minuten zu Ende gewesen. Zeit genug allerdings, um sich die Seele aus dem Leib zu tanzen. Die beste Anleitung dazu lieferte Clawfinger-Sänger Zak Teil, der als Stage-Diver in der Menge untertauchte. Wieder zurück auf der Bühne, sympathisierte er mit dem armen Publikum: „Ich wünschte, ich könnte Euch mehr Wasser geben.“

Clawfinger live in Köln — das war der erwartet engagierte Crossover-Donner ohne allzuviele Überraschungs-Momente. Vom Stakkato-Punk bis zum brodelnden Heavy-Rock mit Sirenenheul-Samples und wavigen Keyboard-Tupfern reichte das Spektrum von Schwedens Hardcore-Helden. Und der Sound: Für ein Rock-Ereignis der Schwergewichtsklasse scharf und klar, wie man es selten erlebt. Das Erfolgsrezept von Clawfinger —- live spielten sie schon mit Anthrax, Alice In Chains und anderen zeitgenössischen Rock-Größen —- hat eine einfache Erklärung: Wenn Clawfinger in die Stadt kommen, dann spielen gute Freunde, die man besuchen muß. „Wir sind wie ihr. Wir gehören zu euch. Kommt, laßt uns gemeinsame eine gute Zeit haben.“ Und wenn Zak Teil auf der Bühne den Hit ‚Do What I Say‘ ankündigt, dann klingt das Ganze familär: „Ich kann nicht singen. Ist auch nicht schlimm, wenn ihr nicht singen könnt.“ Also singen alle mit. So einfach ist das. Und das Publikum beendet dann sogar den Song, während die Band für eine kurze Pause von der Bühne verschwindet. Wem es dabei zu heiß wurde, der stürzte raus zur Toilette, kippte eine Handvoll Wasser unter die Baseball-Kappe und kam pogofrisch wieder in die Menge zurück. Oder er konnte sich mit den Worten Zak Teils trösten: „Wir haben größere Probleme als die Hitze in der Halle. Jacques Chirac zum Beispiel. Er gehört zu den größten Arschlöchern dieses Planeten.“