Coverversionen: Album-Artworks unter der Lupe. Diesmal: The Bedlam In Goliath von The Mars Volta.


Cover von The Mars Volta sehen naturgemäß immer irgendwie … krass aus. Abenteuerlich. Unverwechselbar. Die Revolution als Konstante, um die Angst ihrer Fans vor Veränderung auszuhöhlen: „Diese Leute sind die Republikaner der Musik (-..) Es ist bizarr, aber das wollen die meisten Leute tatsächlich: dass sich nie etwas ändert“, sagt Omar Rodriguez-Lopez. Kollege Cedric Bixler-Zavala ergänzt: „Es ist eben manchmal nötig, einen alternativen Weg einzuschlagen. Wie mit Jeff Jordan, dem Typ, der neuerdings unsere Cover malt.“ ‚Um genau zu sein, hat dieser eigens elf dalieske Bilder für die Prog-Rocker angefertigt und eines aus seiner Galerie zur Verfügung gestellt. Jeff Jordan also. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Comicdetektiv aus der Feder des Belgiers Maurice Tillieux. Jeff Jordan ist nämlich auch und insbesondere ein US amerikanischer Surrealist, der nicht gerne über seine Kunst spricht: „Ich bin froh darüber, Maler und nicht Schriftsteller zu sein. Immer wenn ich denke, ich hätte all die Wörter beisammen, die das ausdrücken sollen, was ich will, merke ich, dass da etwas nicht stimmt, und mir flattern die Wörter weg“, sagt der Rauschebart. Ein Ziel von Jordans Arbeit ist, Kommunikation herzustellen-mit allen erdenklichen Methoden: „Wenn sich Leute, die meine Gemälde anschauen, die gleichen Fragen stellen wie ich, als ich die Gemälde anfertigte, dann ist das doch auch eine Art Kommunikation, oder?“ Viel ist aus Jordan also nicht herauszuholen. Sonnenkollektoren? Haushohe Wasserträger? Keine Chance. Doch hinter dem Stichwort Kommunikation verbirgt sich ohnehin eine viel spannendere Geschichte -auch ohne Sonnenkollektoren und haushohe Wasserträger. Oder gerade deswegen?

Denn an Kommunikation hapert’s bei den Mars Voltas noch etwas, Jeff Jordan zeichnet schließlich nicht seit jeher für ihr Artwork verantwortlich, de-loused in the comatorium und frances the mute entsprangen noch dem für die Fantasie zuständigen Hirnteil Storm Thorgersons. Das britische Grafikmammut entwarf zusammen mit seinem Art-Kollektiv Hipgnosis schon wegweisende Cover, wie die für den Großteil des Pink-Floyd-Katalogs, und verzierte auf sich allein gestellt Platten der Cranberries, von Muse, Ween und immer noch von Pink Floyd. Der 63-Jährige hatte auch das Titelbild für The Mars Voltas letztes Werk AMPUTECHTURE fabriziert,dieses allerdings erst in letzter Minute vorgelegt und gesagt: So, das ist es. Und wir müssten sagen: Gut, das ist es nicht“, behauptet zumindest Rodriguez-Lopez. Denn in der Version von Thorgerson lautet der Tathergang wie folgt: „Sie sagten uns, dass die Inspiration hinter der Platte eine Geschichte von einer Nonne gewesen sei, die man in einem Kloster gekreuzigt hatte. Auf dem Cover bildete ich also eine Nonne ab, die von ihrem Traumbild verfolgt wird-dem Kopf eines Heiden-Gottes. Die Band hatte dann jemand anderen angeheuert. Das Ganze fühlt sich ein wenig so an, wie wenn man kommentarlos von seiner Freundin verlassen wird.“

The Mars Volta ist dieser Umstand indes wohl bekannt: „Storm hat nach uns gesucht. Wir haben ja seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen, und er wollte wohl wissen, warum wir Typen neuerdings seine Entwürfe ablehnen. (…) Ich meine, er ist Storm Thorgerson, er kann herumlaufen und sagen: Ich habe atom heart mother gemacht, ich habe wish you were hebe gemacht“, tiradiert Bixler-Zavala.., Aber wir sind zusammen, um ganz genau die Musik zu machen, die uns vorschwebt. Und alles, was nicht auf eine perfekte Zusammenarbeit hinausläuft, bringt uns von diesem Weg ab“, rechtfertigt sich Rodriguez-Lopez. Klassischer Fall von Communication Breakdown also.