Covervisionen


Backspacer von Pearl Jam entworfen von Dan Perkins alias Tom Tomorrow

1 Der Künstler Der amerikanische Grafiker und Cartoonist Dan Perkins alias Tom Tomorrow ist vor allem für seine wöchentliche Cartoonreihe „This Modern World“ bekannt und beliebt, die in rund 100 Zeitungen und Zeitschriften publiziert wird. Darin bricht er komplexe politische Sachverhalte aus freidenkerischer Perspektive auf ihre Kernproblematik herunter, karikiert politische Missstände und wettert subtil, pointiert und mit scharfer Feder gegen das konservative Amerika. Seit September 2001 betreibt Perkins auf seiner Website thismodernworld.com – zusammen mit anderen Autoren – außerdem einen Blog, der eine Art kommentierte Ergänzung zu seinen Cartoons bildet. Dort findet sich auch ein umfangreiches Archiv seines Schaffens.

2 Das Artwork Zu den neun Bildern und ihrer Bedeutung haben sich weder der Künstler noch die Band eingehend geäußert. Während Perkins‘ Cartoons gewöhnlich nicht nur durch politische, sondern auch durch grafische Schärfe auffallen, wirkt das BACKSPACER-Artwork mystisch und surreal. Die Rätselhaftigkeit ist offenbar Programm. In seinem Blog beschrieb Perkins das Artwork als „draims and memories“ und fügte dezidiert hinzu: “ Und mehr sage ich dazu nicht.“ Der New York Times verriet er jedoch, Vedder habe ihm vom Foto einer jungen Frau aus dem „Life Magazine“ 1947 erzählt, die vom Empire State Building gesprungen war. Perkins kreierte eine eigene Version, bis es aussah, als triebe die Frau „friedlich auf dem Meer“. (Bildr. u.) Zufälligerund passenderweise hatten Pearl Jam gerade den Song „Among The Waves“ geschrieben.

3 Die Zusammenarbeit Dass es zur Kooperation von Dan Perkins und Pearl Jam kam, ist einer Schicksalsfügung zu verdanken. Anfang Januar erfuhr Perkins, dass Village Voice Media, der größte Herausgeber von Stadtmagazinen in den USA, in deren Publikationen seine Cartoons erschienen, in Zukunft aus Kostengründen auf seine Dienste verzichten werde. Perkins kontaktiertc Bekannte in den betroffenen Städten, um sie zu Protesten an die Redaktionen zu bewegen, darunter auch Eddie Vedder, den er 2000 bei einer Wahlkampf Veranstaltung für Ralph Nader kennengelernt hatte und der daraufhin auf der Pearl-Jam-Homepage einen Solidaritätsauhut postete. Vedder bekundete gegenüber „Billboard“, er verfolge Perkins‘ Arbeit schon seit den frühen 90ern und habe seit längerem an eine Zusammenarbeit gedacht. Und Perkins schrieb in seinem Blog, er habe immer gehofft, eines Tages vielleicht mal ein Konzertposter für die Band entwerfen zu können. Dass es gleich ein Albumcover werden würde, hätte er nicht erwartet. Diese Wendung wohl auch nicht: Anfang September wurde es den Zeitungen der Village Voice Medien freigestellt, Perkins‘ Cartoons wieder aufzunehmen.

4 Die Schreibmaschinenreferenz Laut Eddie Vedder bezieht sich der Titel BACKSPACER auf alte Schreibmaschinen, bei denen man die heute als „Backspace“ resp. „Zurück“ bekannte Taste noch „Backspacer“ nannte. Er habe ein Mosaik aus Schreibmaschinentasten zusammengesetzt, eine Art Skulptur, aus der diese Taste besonders herausgestochen habe. Das altertümliche, streng analoge Tasteninstrument hat von jeher seinen Platz in den Pearl-Jam-Artworks: Außer bei YIELI) findet sich in den Booklets aller Studioalben mindestens ein Songtext, der mit Schreibmaschine getippt wurde.

5 Jäger des verlorenen Artworks Um die Aufmerksamkeit für das Artwork zu steigern, verteilten Pearl Jam die neun Bilder vom Cover auf verschiedenen in den Augen der Band relevanten Websites. Wer alle gefunden und auf der Homepage der Band zusammengetragen hat (was durch einen Klick auf das Bild automatisch geschieht), wird mit einem exklusiven Download (dem Demo des Songs „Speed Of Sound“) belohnt. Dass diese Schnitzeljagd einen viralen Marketingeffekt für das Album mit sich bringt, bestreitet wohl auch niemand.