Cramps


ME/Sounds-Autor Frank Sawatzki singt das Hohelied auf den Rockabilly-Sound der 90er Jahre - und die Cramps

Vor fast 20 Jahren kletterten die Cramps im legendären New Yorker Club CBGB’s erstmals auf die Bühne. Seither haben sie die Musikszene kontinuierlich um Verrücktheiten der schönsten Art bereichert: um krachende Rockabilly-Heuler etwa oder um mystisch scheppernde Hymnen der herzerfrischend unorthodoxen Sorte. Songs ohne Beispiel zwar, jedoch immer jenem Sound verbunden, der aus dem Radio drang, als der Rock’n’Roll gerade laufen lernte.

Die Cramps, das sind Sänger Lux Interior (bürgerlich: Eric Lee Prukhiser), seine Freundin, die Gitarristin Poison Ivy (bürgerlich: Kristy Marlane Wallace) sowie deren stets wechselnde Begleitmusiker. Bei den Aufnahmen zu ihrer aktuellen CD „Flame Job“ beispielsweise ließen Lux und Ivy sich von dem Bassisten Slim Chance (nun hat er sie ja, seine Chance!) und dem Schlagwerker Harry Drumdini (normale Namen sind unter echten Cramps verpönt) begleiten. Das Resultat kann sich – wie immer – hören lassen. Im Geiste der alten Rockabilly-Rebellen rauschen die Cramps mutig durch das Ambiente der 90er Jahre.

Lux Interior: „Die Musik der Fifties ist eben wahnsinnig aufregend, auch wenn man sie heute hört. Sie enstammt einer Zeit, in der der Blues erstmals auch von Weißen akzeptiert wurde und nicht länger nur Neger-Musik war. Plötzlich fanden verschiedene Rassen und Kulturen in einem einzigen Sound zusammen.“ Zu UFOs und anderen Science-Fiction-Erscheinungen, die bisweilen in Songs der Rockabilly-Ära auftauchten, besitzt Lux Interior eine ganz besondere Beziehung: „Aliens, fliegende Untertassen… das sind Dinge, die wir nicht ganz verstehen, die aber eine große Rolle in unseren Träumen spielen. Das ist auch der Grund, weswegen sie in vielen verrückten Rocksongs wieder an die Oberfläche kommen.“

Und weil Lux und Ivy die größten Rockabilly-Liebhaber und -Sammler schlechthin sind (gemeinsam führen sie einen Plattenladen mit einem immensen Vorrat an Obskuritäten), finden auch alte Songs den Weg auf neue Cramps-Platten ¿ Material, das manchmal nur wenige Eingeweihte kennen. Diesmal jedoch ist mit ‚Route 66‘ ein richtig bekannter Track vertreten. Lux Interior: „Wir haben die Nummer zunächst nur spaßeshalber gespielt und wollten sie demzufolge gar nicht aufnehmen. Doch plötzlich klang sie so gut, daß sie einfach aufs Album mußte.“