Das Böse ist schön


The Delgados singen über Hass und klingen zum Herzerweichen.

Pop ist oft profan, oberflächlich und glatt gehobelt, damit wir uns nicht dran stoßen; lull, lull, lull – klick – Hirn aus.

„Die populären Medien wollen die Menschen scheinbar nicht dazu anregen, die Dinge in ihrer Tiefe zu entdecken. Immer ist alles upbeat und happy. Man versucht, die unangenehmen Seiten des Lebens zu verdrängen. Das gehört zur menschlichen Natur. „So spricht Emma Pollock, die singende Gitarristin der britischen Delgados, die gerade ein ganzes Album über Hass aufgenommen haben. Ganz richtig: H-A-S-S! Das Gegenteil von Liebe, der Feind aller Hippies, dies böse Ding da im Herzen der Menschheit. Nun ist es nichts Besonderes, über Hass zu singen. Schwarzweiß lackierte Düsterdeppen aus schwedischen Wäldern grunzen sich diesbezüglich schon seit Jahren um den Verstandesrest, Hardcorler aus der Bronx können das auch, und überhaupt gilt: Je lauter und aggressiver die Musik, desto höher der Hassgehalt. The Delgados haben ihr viertes Album nun konsequenterweise gleich,,Hate“ genannt.

Die Musik darauf wirkt jedoch etwa so wutentbrannt wie ein bekiffter Teletubbie – sie ist schön, warm und liebevoll. Ein philharmonisches Schaumbad. Da türmen sich jubilierende Streichersätze, erheben sich jungfräuliche Melodien und hyperventiliert ein ganzes Orchester, als wolle es das Übel der Welt in Opulenz ersäufen. Der Schönklang trägt Titel wie „Child Killers“ und „All You Need 1s Hate“. Wie meinen? „Wir alle haben negative Gefühle, denen müssen wir uns stellen, um uns von ihnen zu befreien „, erklärt Emma. Hier kein Pop: Hirn bleibt an, Mensch kommt weiter.

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