Das Gehirn


Liebes Gehirn,

Kompliment an euch für „Die 50 meist unterschätzten Bands der Welt“. Besonders interessant finde ich die Band Sam Gopal. Ein Bekannter von mir behauptet allerdings, dass Lemmy von Motörhead sehr wohl auf dem Album ESCALATOR mitgewirkt hätte. Was stimmt denn nun?

Maximilian Mahler, per E-Mail

Lieber Maximilian,

mit seiner Behauptung liegt dein Bekannter richtig: Lemmy stieg nicht erst nach ESCALATOR bei den Sam Gopal ein. Allerdings firmierte Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister damals irritierenderweise noch nicht unter später bekanntem Namen. Als Mitglied des Quartetts um den malaysischen Tablaspieler Sam Gopal, der noch heute mit Meditationsklängen ( www.samgopal.com) aktiv ist, nannte Lemmy sich Ian Willis – keineswegs ein Pseudonym, sondern der Nachname seines Stiefvaters. Bei Sam Gopal, ursprünglich Sam Gopal’s Dream, die zur Ladbroke-Grove-Szene in Londons Distrikt Notting Hill zählten – eine Lo-Fi-underground-Bewegung mit Protagonisten wie Tyrannosaurus Rex, The Deviants und The Pink Fairies – stieg Lemmy 1968 als Sänger, Gitarrist und Komponist ein. Laut seiner Biografie „White Line Fever“ komponierte Lemmy bis auf die Coverversionen „Season Of The Witch“ und „Angry Faces“ alle der elf Songs des Albums sowie die A-Seite einer Non-LP-Single namens „Horse“/“Back Door Man“ in einer Nacht auf Weckaminen. Eingespielt übrigens auf Equipment der Jimi Hendrix Experience, da er sich zu der Zeit mit Bassist Noel Redding sowie Hendrix-Roadmanager Neville Chesters ein Apartment teilte und parallel auch als Gitarren-Roadie von Jimi fungierte. Trevor Walters produzierte das Werk 1969 für das Indie-Label Stable Records. Nach Lemmys Einstieg bei Hawkwind als Bassist benannte er für das Album DOREMI FASOL LATIDO (1972) Sam Gopals „You’re Alone Now“ in „The Watcher“ um. In härterer Version tauchte „The Watcher“ 1977 auf Motörheads Debüt auf. Um zwei Bonustracks ergänzt erscheint Sam Gopals ESCALATOR im Juni 2010 beim britischen Label Cherry Red.

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