Das Golden Age Quartet


Fink sind wieder zu viert und so schwarz wie nie. Ist es Funk? Soul? Der Doppel-Hopp? Es ist einfach Finkmusik. Und ihre Zeit ist jetzt.

Womit man jetzt mal aufhören könnte, wollte man Nils Koppruch eine Freude machen: Fink als Country-Band abzuheften. Nicht, daß Koppruch sich darüber groß echauffieren könnte dazu neigt der demnächst 40jährige Hamburger nicht. Aber wundern tut es ihn doch, wie hartnäckig sich das alte Etikett hält, wo Fink seit mindestens drei Alben zwar noch etwas Country im Rucksack haben, aber damit in ganz anderen Vierteln Spazierengehen. „Wir wollen das ja gar nicht verleugnen. Ich find’s schon wichtig, daß Country weiter ein Element von Fink ist, zum Beispiel von der Instrumentierung her“. sagt Koppruch und grinst. „Aber ich möchte die Finkmusik etablieren.“

Ein hehres Ziel. Und noch einen Begriff hätten Fink im Angebot: „Ich tu den Doppel-Hopp, der Beat ist gut und geht ins Bein“, singt Koppruch auf dem neuen, sechsten Fink-Album BAM BAM BAM, das in der Tat groovy und offbeatversessen in die Hüftgegend fährt wie keines zuvor. Ist das am Ende der Finkfunk?. „Naja“, wehrt Koppruch ab. „Ich find’s nicht so funky. Ich würde eher souly sagen. Ich hatte Platten wiederentdeckt von Blind Boys Of Alabama und Golden Gate Quartet, mein Vater hat die früher gehört, und die fand ich immer gut. Und Red ist zum Beispiel ein großer Marvin-Gaye-Fon. Do war das dann der Versuch: Wie kann man das noch ein bißchen schwärzer machen, was wir bisher so gemacht haben? Was vielleicht bei HAIKU AMBULANZ, wo alles schon rhythmischer wurde, noch eher zufällig passiert ist. Was kommt dabei raus, wenn man das jetzt noch bewußter macht? So eine Fink-Tanzmusik zu erfinden?“

Während der Produktion des letzten Albums HAIKU AMBULANZ (2OO3) hatten Fink nicht zum ersten Mal in ihrer mittlerweile zehnjährigen Geschichte vor der Zerreißprobe gestanden. Schlagzeuger Henning Wandhoff und Gitarrist Dinesh Ketelsen hatten die Band kurz hintereinander verlassen, und Koppruch räumt ein, eine Zeitlang gedacht zu haben: „Das war’s mit Fink. Das ist zu Ende.“ Aber er und Partner-durch-dick-und-dünn Andreas Voss (für Sie immer noch Dr. Andreas Voss, wenn man der schieflachenswerten Tourdoku „Finkenflug“ folgt, die BAM BAM BAM als limitierte DVD beiliegt) machten weiter, bastelten und experimentierten das tausendfarbige Meisterstück HAIKU AMBULANZ zusammen. Und schon früh während der folgenden Tour mit Oliver Stangl und Martin „Red“ Hübner von der Erlangener Band Missouri an Gitarre/Pedal Steel bzw. Gitarre/Keyboard stand fest, daß dies nicht nur eine Zweckpartnerschaft für die Live-Arbeit sein würde. „Die Frage war nicht: Ist das jetzt das Ding für immer? Aber die Verabredung war recht bald da, daß wir in dieser Besetzung die nächste Fink-Platte machen werden.“

Von einer festen Band-Ehe redet Koppruch nicht, er weiß: Der Fink muß im Flug bleiben. Aber wenn man die vier dieser Tage spielen hört und sieht, wirkt das alles andere als ein brüchiges Gefüge. Da haben sich welche gefunden. Aus der Ecke der Neu-Finken kommen übrigens zwei markante Elemente auf BAM BAM BAM: Die Inspiration zum Titel gab eine Zeichnung des kleinen Neffen von Stangl, die während der Produktion an dessen Computer klebte und (jetzt zu bewundern im Album-Innencover] einen Gitarristen zeigt mit der Bildunterschrift, die zu dem archaisch-reduzierten Klang paßte, den man anstrebte. Und das gemein ohrwurmige „Popcorn“-Düdel-Riff der Single „Eismann“ entstammt Reds Billig-Keyboard, Soundeinstellung ausgerechnet: Banjo. Was da wohl die countrypuristischen Fans sagen? Gibt’s die denn? Die hören doch längst alle Finkmusik.

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