Dave Stewart


Ganz bestimmt wäre es für Dave Stewart ein leichtes gewesen, aus seinem prominenten Freundeskreis eine Band mit dem Sternengehalt einer mittleren Milchstraße zu rekrutieren. Statt dessen unterstreicht er wieder einmal, daß er ein „good egg“, ein guter Kumpel, geblieben ist. Anstatt also Bob Dylan auf die Bühne zu schleppen, bringt er eine gewisse Nancy Ciaire mit. Der Legende zufolge hat Stewart irgendwo in Amerika mit Robert Zimmermann in just der gleichen Kaschemme gezecht, in der Miss Nancy gerade ein paar Songs zum besten gab – was dann dazu führte, daß sie sozusagen über Nacht zum Spiritual Cowboy wurde. Im Marquee stiehlt das Cowgirl dem berühmten Brötchengeber dann prompt die Show. Schon im ersten Drittel des Konzerts darf Nancy Ciaire als Solistin glänzen. Die Gitarristin singt ihren Part mit so viel Sinnlichkeit, daß man sich das ganze Konzert hindurch nach dieser Stimme zurücksehnt. Schließlich sind Stewarts Gesangs-Qualitäten doch eher bescheiden. Der Mann singt so zurückhaltend, als müsse er unter allen Umständen vermeiden, daß das Baby im Nebenzimmer aufwacht.

Insgesamt jedoch glänzen die Spiritual Cowboys – bestehend aus den Schlagzeugern Olle Roma (Eurythmics) und Martin Chambers (Ex-Pretenders). dem Bassisten Chris D. James, der bereits erwähnten Nancy Claire an der Gitarre sowie aus dem kunstvoll agierenden Keyboarder Jonathan Perkins – überwiegend mit einem hohen Maß an Professionalität. Und Stewart hat sich für das Bühnendebüt seiner Band enorm Mühe gegeben. Die zwei Drumsets umrahmt beispielsweise ein Gestell, das einem Büffelhaupt gleicht. Die Schnauze dieses Büffels bildet einen Pseudo-Altar, auf dem Dave säuberlich seine Voodoo-Souvenirs aus Brasilien drapiert hat. Dahinter hängt ein Vorhang mit Totenkopf: die Beleuchtung wechselt zwischen grellen Spots und flackerndem Kerzenlicht. Daß die Cowboys trotz solcher Atmosphäre manchmal an Pub-Bands der 70er Jahre erinnern, läßt sich in erster Linie auf das Songmateria! zurückführen, das in seiner netten Intimität handwerklich zwar immer solide ist, auf Dauer aber schlicht und ergreifend zu eintönig wirkt. Lockere Titel mit eingängigen Refrains wie zum Beispiel Jack Talking“, „This Little Town“ oder „Victims To Farne“ kommen in diesem Kontext noch am besten rüber.

Wie das Line-Up schon erwarten läßt, kann die Band aber auch kraftvoll rocken. Statt sich an Subtilitäten zu versuchen, trommeln die beiden Drummer jedoch ständig den gleichen Beat, so daß schon mal Stupido-Rhythmen in antiquierten Troggs-Dimensionen die Oberhand gewinnen. Gegen solche Brachialgewalt vermögen sich weder Stewarts Stimme noch seine Songs durchzusetzen. Dennoch ist die Stimmung im Marquee bestens, denn die Zuschauer wissen sicher, daß da oben auf der Bühne ein Superstar steht, der doch eigentlich einer von ihnen ist. Dave Stewart ist halt ein guter Kumpel.