David Bowie – Abschied für immer?


Vielleicht werden wir eine kleine Weile nichts mehr von ihm hören, vielleicht wird die grösstenteils noch sehr frischeingeschworene Bowie-Anhängerschaft in Deutschland ein wenig trauern, aber viele Leute mit Durchblick meinen, dass der Super-David genau zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Schachzug getan hat. In London wurden ungelogen viele seiner Fans ohnmächtig, als Bowie beim Konzert im Hammersmith Odeon Theatre erklärte: "Dies wird für alle Zeiten mein letztes Konzert sein." Der Schock ging selbst den Rockmusik-Kritikern in die Knochen, die eigentlich garnichts vom Glitzer-Rock halten und erst recht nichts von dem homosexuellen Verrückten namens David Jones alias David Bowie.

DAS EHEPAAR JAGGER GAB SICH DIE EHRE

Die Rock-Elite der Welt hatte sich unter das Publikum gemischt, als Bowie eines seiner besten Konzerte mit einem harakiriähnlichen ‚Rock’n‘ Roll Suicide‘ (= Rock’n’Roll Selbstmord – ein Song vom ‚Stardust‘ Album) beendete. Lou Reed, der Ex-Velvet Underground Sänger und Bowies ganz spezieller Freund, sass ebenso in den vorderen Reihen des Odeon wie Ringo Starr oder Mick Jagger nebst seiner Angetrauten Bianca. Ein Abschiedskonzert der Superlative also, dass in voller Länge in Stereo aufgenommen wurde, um, wenn der grosse Meister den Zeitpunkt für gekommen hält, als Live-Album die vermutlich meistverkaufte Bowie-LP aller Zeiten zu werden.

JEFF BECK-BOWIE-LIVE-SESSION

Eine weitere, wirklich sensationelle Überraschung wird die Mitwirkung von Jeff Beck bei dem zu erwartenden Album sein. Er war von seinem Freund, dem ‚Spiders from Mars‘ Gitarristen Mick Ronson, zum Abschiedskonzert eingeladen worden und es schien, als hätte sich in buchstäblich letzter Sekunde ein grosser Vertreter ‚reiner‘ Rockmusik mit dem showgeladenen Rock Bowies versöhnt. Vielleicht hat dieser Anstoss ausgereicht, um eingeschworene Rock-Freaks und die in einen Clown verliebten Bowie-Fans in aller Welt ein Stückchen näher zu bringen – allein dafür schon hätte sich dieses denkwürdige Konzert gelohnt. Jeff Beck hat aus ‚Jean Genie‘ ein wahres Feuerwerk gezimmert, während er in äusserst gewöhnlichen Blue Jeans neben dem ’super‘ gekleideten Bowie wie ein Typ von einem anderen Stern ausschaute.

Die Verwirrung war total, doch der Abend hatte für Bowie und für ein stattliche Anzahl seiner ruhmreichen Freunde noch lange kein Ende. Während viele Fans weinend das Hammersmith Odeon verliessen, stiegen die Stars in die bereitstehenden Rolls Royce Limousinen und Messen sich ins Londoner ‚Cafe Royal‘ chauffieren. Dorthin hatte der Messias des Glitzer-Rock zum ‚Letzten Abendmahl‘ geladen …