Jahresrückblick

Die 50 besten Alben des Jahres 2021: Plätze 10-1


Wir haben unsere Platten des Jahres gewählt. Hier, im Finale, die Plätze 10-1, mit Japanese Breakfast, International Music und, natürlich, Little Simz. Gönnt Euch!

3. Japanese Breakfast – JUBILEE (Dead Oceans/Cargo, VÖ: 04.06.)

Bock auf Fanfaren und Feierei? Dann schnell rein in die strahlend helle Welt von Michelle Zauner, in der einem mehr geboten wird als auf einer Geburtstags- und Weihnachtsfeier zusammen. Als Japanese Breakfast öffnet sie uns schwungvoll die Flügeltüren zu einem enorm großen Ballsaal, in dem Luftballons in allen Farben durch den lichtdurchfluteten Riesen-Möglichkeitsraum fliegen und einem bereits beim Hineinschauen mindestens einmal Konfetti entgegengefeuert wird. „How does it feel to stand at the height of your powers / To captivate every heart? / Oh, it’s a rush!“ intoniert Zauner gleich zu Beginn in „Paprika“ und lässt das Enthusiasmuslevel dieser dritten Platte der in Seoul geborenen Musikerin klar durchblicken. Ja, alle zehn Tracks sind so wärmend schön, als würde die 80s-Synth einem direkt zärtlich über den Kopf streichen. Bitte nicht aufhören, okay?

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JUBILEE ist die Art von festlicher Stimmung inklusive herzlichster Umarmung, die wir in diesem Jahr ganz ohne die fetten Events und Festivals benötigt haben. Halt intim in der Ansprache, aber groß in der Geste. Dass gerade Michelle Zauner für eine derartige Trampolin-Emphase sorgt, hätte man mit Blick auf ihr bisheriges Œuvre wohl nicht unbedingt auf dem Schirm gehabt. Schließlich nutzte sie den Platz ihres Debütalbums PSYCHOPOMP 2016 und noch ausführlicher den des Nachfolgers SOFT SOUNDS FROM ANOTHER PLANET (2017) vor allem für Trauma- und Trauerbewältigung. Der Krebstod ihrer Mutter ist zentraler Kern ihrer Kunst. Und mit „Tränen im Asia-Markt“ erschienen im Oktober 2021 ihre Memoiren, die sich noch detaillierter um die Beziehung zu ihrer Mutter sowie ihre gemeinsame „Love Language“ – das koreanische Essen – drehen. Ein Leben ohne ihre Mutter, die ihr auch mal Schuhe per Post schickte, die sie selbst zuvor öfter trug, sodass ihre Tochter keine Blasen nach dem ersten Tragen bekommen würde, das musste Zauner erst einmal neu greifen. Und nun präsentiert sie uns mit JUBILEE ihren neu entdeckten Ansatz an den Alltag. Es geht darum, das Leben im Kleinen wie im Großen zu zelebrieren. Bis einem die Tränen in den Augen stehen. Vor Freude. Meistens zumindest.

So liebevoll Michelle Zauner in ihrem Buch Seite für Seite das Aufwachsen mit ihrer Mutter aufarbeitet und es schafft, selbst komplexe Gefühle in Verbindung mit leckerstem Essen zu bringen, so poetisch und gleichzeitig greifbar klingt auch jeder einzelne Track der neuen Platte. Über ihre Shoegaze-Anfänge springt sie weit hinaus und stapelt Streicher, Saxofon und eben auch Fanfaren so auf, dass einem die Kinnlade vor so viel künstlerischem Können unten hängen bleibt. (Jochen Overbeck)

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