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Die besten US-Rap-Alben der 90er: Eminems Auferstehung auf THE SLIM SHADY LP


Nach erfolglosen Jahren setzte Eminem mit THE SLIM SHADY LP den kontroversen Grundstein für seine Weltkarriere.

„Oh, er ist weiß?“

„Wir hätten nie gedacht, dass ein weißer MC so talentiert und ein Superstar sein könnte. Er hat all diese Türen eingerannt. Jetzt sieht die Welt Mac Miller nicht einmal mehr im Kontext von ,Oh, er ist ein weißer Rapper‘.“ – Elliott Wilson, ehemaliger Chefredakteur des „XXL Magazine“.

Diese Ansicht war 1999 noch nicht so weit verbreitet. Nach der Veröffentlichung von THE SLIM SHADY LP veröffentlichte das Rap-Magazin XXL einen respektlosen Artikel. Darin enthalten war eine Illustration von Eminem, der die Leser*innen in den Arm nimmt, sowie eine nicht autorisierte Titelgeschichte mit dem Titel „A Message to the White Man“. Zusammengeschustert aus alten Zitaten, die auf verschiedenen Eminem-Interviews basierte.

Eminem erlebte seit seiner Zeit als Untergrund-Künstler einen Gegenwind aufgrund seiner Hautfarbe. Sein Kindheitsfreund und Mitglied der Rap-Gruppe D12 Bizarre erinnerte sich an diverse Freestyle-Battles, in denen sich Slim Shady beweisen musste: „Bei jedem Open Mic war es immer so, dass Weiße es nicht bringen“, sagte Bizarre. „Nach den ersten zehn Takten änderten sie dann ihre Meinung.“

Eminem erkannte früh, dass er sich von der Skepsis und den Anfeindungen nicht einschüchtern lassen musste. Lieber überzeugte er mit seinen Fähigkeiten und kreierte somit sogar noch einen Wow-Effekt, der doppelt stark nachhalte. Und statt die Problematik totzuschweigen, thematisierte er sie auf „Role Model“ in der typischen selbstironischen Art:

„Some people only see that I’m white, ignorin‘ skill
‚Cause I stand out like a green hat with a orange bill
But I don’t get pissed, y’all don’t even see through the mist
How the fuck can I be white?
I don’t even exist.
I get a clean shave, bathe, go to a rave, die from an overdose and dig myself up out of my grave.“

Respektlose Karikatur seiner selbst

Allgemein stellten die Höhepunkte des Albums Momente dar, in denen Eminem seinen respektlosen Humor spielen ließ. Hierbei nahm Slim Shady keine Rücksicht auf niemandem – am wenigsten auf sich selbst. Zunächst stellte er sich aberwitzig auf „Hi My Name Is“ vor. Danach berichtete er über den Drogeneinfluss, der aus der eigenen Familie angestoßen wurde („Brain Damage“), um schließlich klarzustellen, dass er nicht als Vorbild diente („Role Model“). Auf Tracks wie „Just Don`t Give a Fuck“ mutierte Eminem zum Antihelden eines Rap-Cartoons für Erwachsene. Statt darüber zu prahlen, wie viele Models er verführte, rappte er herrlich überdreht über die eigenen fehlenden Ansprüche bei der Partnerwahl und Suizidversuche (die er wiederholen wolle). In der Dekade des Gangsta-Raps verkaufte Slim Shady keine Drogen, er nahm sie lieber alle selbst.

Hinzu kam, dass Eminem keine Angst davor hatte, die Niederlagen seiner Vergangenheit darzulegen. Songs wie „If I Had“ und „Rock Bottom“ verliehen ihm Glaubwürdigkeit und Tiefe. Tracks, in denen er den Humor beiseiteschob und offenbarte, wie es wirklich in ihm aussah. Zeilen wie auf „Rock Bottom“ über die düstere Zeit, als Marshall Mathers keine Zukunft sah und ihm das Kleingeld fehlte, um für seine Tochter Windeln zu kaufen:

„This song is dedicated to all the happy people.
All the happy people who have real nice lives.
And who have no idea whats it like to be broke as fuck.“

„I feel like I’m walkin‘ a tight rope without a circus net.
Poppin‘ Percocet, I’m a nervous wreck.
I deserve respect but I work a sweat for this worthless check.
I’m ‚bout to burst this TEC at somebody to reverse this debt.
Minimum wage got my adrenaline caged.
Full of venom and rage, ’specially when I’m engaged.
And my daughter’s down to her last diaper, it’s got my ass hyper.
I pray that God answers, maybe I’ll ask nicer.“

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