Die Giganten


Wenn das mal gutgeht: Mickey Rourke trifft auf Robert de Niro. Der junge Wilde der 80er und der alte Wilde der 70er. Die eigentliche Überraschung des Films aber ist die weibliche Hauptrolle: Lisa Bonet läßt die "Cosby Show" weit hinter sich und liefert das heißeste Kino-Debüt dieses Herbsts.

Dunkelheit umgibt ihn. Privatdetektiv Angel (Mickey Rourke) kann bei seinen Recherchen überlegen grinsen, aber er bewegt sich nicht nur im schützenden Dunkel der Nacht, er tappt tatsächlich im Dunkeln — von der ersten Minute bis zum Schluß, der auch für ihn völlig überraschend kommt.

Der Auftrag, den ihm ein geheimnisvoller Mann mit dem beziehungsreichen Namen Louis Cypher (Robert de Niro) anfangs gibt, klingt ganz normal. Einen alten Bekannten soll er finden, der untergetaucht ist. Eine letzte Spur führt zu einem Sanatorium für Nervenkranke. Angel macht einen Arzt ausfindig, nimmt ihn in die Zwickmühle, bis der Angstschweiß und ein paar Informationen fließen. Keine halbe Stunde später ist der Mann tot, ermordet. Und keiner weiß, wer’s war. Der Zuschauer nicht und Angel schon gar nicht. So geht es weiter. Angel trifft Leute und hinterläßt Tote.

Regisseur Alan Parker („The Wall“) hat in seinem ersten Detektiv-Thriller eine Grundregel des Genres über Bord geworfen. Mit Fortschreiten des Films wird bei ihm keiner klüger. Die Aktionen des Detektivs bringen ihn nicht wirklich einer Lösung näher, sie kreisen drumherum. Die Lösung schließlich liefert der Auftraggeber selbst. Er hat sie von Anfang an gewußt. Die Arbeit des Detektivs war als Mission gedacht.

Ex-Werbefilmer Parker taucht den Krimi-Trip zwischen Bar-Schummer und religiösem Kult in eine Stimmung permanent unterschwelliger Gefahr. Edle Bilder, schön anzusehen, bisweilen allerdings zu schön. Dann tut die Kamera zuviel des Guten, wirkt zu perfekt.

Was sich zwischen Mickey Rourke und seinen Partnern abspielt, ist dafür um einiges glaubwürdiger als sein Ego-Trip in ,,9’A Wochen“. Mit de Niro sei es regelrecht Krieg gewesen, erinnert sich Rourke: „In unserer ersten gemeinsamen Szene gebe ich ihm die Hand. Er ließ meine Hand nicht mehr los, auch nicht, als Her Dialog schon begann. Das war die Kriegserklärung. „

Spannender noch die Beziehung zwischen Rourke und der schönen Lisa Bonet. Sie spielt eine junge Mutter. Der Vater ihres Kindes ist der Mann, den Rourke sucht. Der Lösung kommt er bei ihr trotzdem nicht näher, ihr selbst dafür um so mehr. Die von Voodoo-Phantasien getränkte Bettszene zwischen den beiden war für den amerikanischen Markt, der Lisa Bonet als Herzchen aus der „Cosby Show“ kennt, denn auch zu viel. Alan Parker mußte zehn Sekunden schneiden, die in der deutschen Fassung noch drin sind.