Die Rückkehr der Psycho-Killer


Nach Jahren der kalten Kunst wird es wieder bunter in Amerika. Hippie-Kram aller Art erlebt einen zweiten Frühling. New York entdeckt in einer Ausstellung zwei führende Köpfe der 6Oer wieder: Robert Williams und Rick Griffin.

In den Trend-Läden Englands fast schon wieder out, hat die knallbunte Psychedelic-Welle jetzt mit voller Wucht Amerika erreicht. Classic Rock“-Radiostationen vermehren sich wie die Karnikkei. Afro-Frisuren und Schlag-Hosen bestimmen das nächtliche Bild in den Metropolen. Kein Wunder also, daß die Amerikaner jetzt auch jene Künstler wiederentdecken, die mit ihren verspielten und verwirrenden Konzert-Postern und Album-Covers die eigenwillige Optik der späten Sechziger Jahre geprägt haben.

Der New Yorker Kunst-Shop „Psychedelic Solution“, der als einzige Galerie der USA schon vor fünf Jahren die Hippie-Wiedergeburt vorausgesagt hatte, verbuchte denn auch in diesem Jahr zweistellige Umsatz-Zuwächse. Entsprechend voll ist der Laden bei den zur Zeit laufenden Ausstellungen von Werken der beiden wichtigsten Künstler dieser Zeit. Robert Williams und Rick Griffin.

Williams, der vergeistigtere, traf den Nerv der Zeit mit seiner Mischung aus den apokalyptischen Visionen von Hieronymus Bosch und M.C. Eschers surrealer Mathematik. Nach Jahren als Underground-Star für Airbrush-Orgien auf Hot Rod Cars wurde Williams, der in dem katalanischen Anarcho-Architekten Antonio Gaudi sein großes Vorbild sieht, in den Staaten als Mitherausgeber und Chef-Zeichner der“.Zap“-Comics bekannt. Zuletzt sorgte der Maler, der zumeist einen Pinsel mit nur einem Haar benutzt, aber mit einem LP-Cover für Aufregung. Cuns N“ Roses benannten ihr Album-Debüt nach dem 1979 entstandenen Williams-Bild „Appetite For Destruction“. Nur eine kleine Erstauflage mit diesem Vergewaltigungs-Motiv ging über die Ladentische. das Cover wurde nur wenige Tage nach der Veröffentlichung verboten.

Damit hatte Williams Kollege Rick Griffin nie Probleme. Der sonnige Westküstler, der seine Karriere als Illustrator des „Surfer“ Magazins begann, wurde 1965 von Konzert-Mogul Bill Graham für die Musik entdeckt — die meisten legendären Konzert-Plakate von Jimi Hendrix bis Grateful Dead kommen aus seinem Atelier, ebenso das Original-Logo der ersten „Rolling Stone“-Jahrgänge.

..Psychedelic Solution“ (33 West 8th St.. N.Y. 10011) hat sich inzwischen auf den neuen Hippie-Run eingestellt und verkauft Reprints (und viele Originale!) sämtlicher wichtigen Poster von Williams/ Griffin und Kollegen, hilft aber auch Neo-Psychedelikern weltweit bei heikleren Beschaffungsproblemen (Fax: 001-212-475 4395).