Die Show


Die Live-Show zu „The Wall‘ war Rock-Theater in letzter bombastischer Konsequenz und Perfektion. Mit seinem kongenialen Partner, dem Grafiker Gerald Scarfe als Art Director, inszenierte Roger Waters, der zum Zeitpunkt der Vorbereitung der Show innerhalb der Band die absolute Kontrolle über sein Projekt übernommen hatte (,,’The Wall‘, written and directed by Roger Waters, peformed by Pink Floyd“ hieß es im Begleitheft zum Konzert), ein Spektakel, wie man es so noch nicht gesehen hatte. Nicht einmal in der Live-Show von Pink Floyd, hinter deren visuellem Aspekt die Bühnenpräsenz der Musiker selbst immer zurückgetreten war. Ursprünglich sollte die Show gar mit einer eigenen Konzerthalle, einem in Form einer Made designten Segeltuchzelt für 5.000 Zuschauer, auf Tour gehen. Aus Kostengründen einigte man sich dann doch auf jeweils mehrere Aufführungen in ausgewählten Arenen, die die 45 Tonnen Ausrüstung fassen konnten. Dank des manischen Perfektionismus von Waters gingen die insgesamt 31 (andere Quellen behaupten 29) Shows trotz gigantischen Aufwandes fast reibungslos über die Bühne. Premiere war 7. Februar 1980 in der Los Angeles Sports Arena, es folgten Aufführungen im Greater New York Nassau Coliseum (fünf Shows), im Londoner Earl’s Court (sechs Shows) und in der Dortmunder Westfalenhalle (acht Shows), bevor bevor man 1981 die Zelte für fünf weitere Nächte im Earl’s Court aufschlug. Die Show lebte von Gimmicks und theatralischen Effekten: Beim Auftakt „In The Flesh?“ standen nicht Floyd,sondern ihre Begleitmusiker, angetan mit Masken der Originale, auf der Bühne; von Scarfe entworfene riesige Puppen des Lehrers, der Mutter und der Ehefrau Pinks sowie Floyds fliegendes Schwein im „Wall“-Design hatten ihren Auftritt – das Herzstück aber war die 50m breite und fast elf Meter hohe Mauer. Sie wurde während der ersten Hälfte der Show von Roadies auf hydraulischen Hebebühnen aus 340 Pappkarton-„Steinen“ aufgebaut und diente nach der Pause als Projektionsfläche für Scarfes Animationsfilme, bevor sie am Schluss, nach „The Trial“ – die Musiker waren durch Fanggitter vor den herabfallenden Kisten geschützt-zum Einsturz gebracht wurde, zum letzten Mal im Earl’s Court am 17.6.1981. Und erst wieder 1990, als Waters, der 1985 die Band verlassen hatte, sein Stück im Alleingang in Berlin inszenierte.