Die Skeptiker – Stahlvogelkrieger


Polit Punk für die Psyche

Parolen sind bloß Klischees, die Wirklichkeit sieht anders aus. Das war Eugen Balanskat eigentlich von Anfang an klar. Aber daß man dem Ober-Skeptiker noch immer den Straßenkämpfer-Stempel aufdrückt, nervt doch. Immerhin sind die ‚Harten Zeiten‘, in denen die gleichnamige Hau-drauf-Hymne entstand, längst vorbei. Die Berliner Punkband, von den DDR-Oberen seinerzeit nur zähneknirschend geduldet, hat umgedacht. Statt der simpel gestrickten Links-gegenrechts-Lyrik, mit der das Ost-Quintett nach dem Mauerfall auf Anhieb auch im Westen Fuß fassen konnte, gibt es auf dem neuen Album ‚Stahlvogelkrieger‘ das, was Sänger Balanskat „eine gewisse Innerlichkeit“ nennt. Natürlich: Innerlichkeit klingt bei den Skeptikern immer noch nach Schnellzug-Punk ä la Dead Kennedys, zu dem Balanskat düstere Weltbeschreibungen heraushechelt. Allerdings hat sich der einstige Lieblingstexter der autonomen Musikszene in Ost und West neue Themen gesucht. „Heute muß man anders mit den Leuten reden“. Also singt er mit überkippender Stimme vom ‚Tanz auf dem Vulkan‘, dem Untergang der Zivilisation, von der Gewalt und der Hoffnung auf große Veränderungen, die „jetzt schon spürbar sind.“ Seit längerem schon glaubt der Sänger „dieses Brodeln und Summen“ zu bemerken, das „ankündigt, daß was passieren wird.“ Für die Berliner Musiker ist das allerdings noch lange kein Grund zum Optimismus. Schließlich sind sie Skeptiker.