Die Travolta-Generation: Disco-Kind, braves Kind!


Regie: John Badham Musik: Barry, Robin und Maurice Gibb Darsteller: John Travolta, Karen Lynn Gorney

„Die Stammesriten der Samstagnacht“ lautete im Juni 1976 die Schlagzeile auf dem Titelblatt des „New York Magazine“. Nik Cohn, namhafter englischer Musikjournalist, war der Autor. Monatelang recherchierte er in den Arbeitergegenden von New York und kam zu der Feststellung: „Die Wurzeln der neuen Generation liegen in den fünfziger Jahren, der goldenen Zeit der Samstagnächte. Im Gegensatz zu den sechziger Jahren, in denen die Jugendlichen durch die wirtschaftliche Sorglosigkeit alles machen konnten, was sie wollten, herrschen jetzt wieder dieselbe Knappheit und der fortwährende Druck, eben wie in den Fünfzigern…“ Robert Stigwood, Vollprofi der Unterhaltungsbranche, der auf seinem RSO-Label Leuten wie den Bee Gees und Eric Clapton zu Welterfolgen verhalf, mit dem Musical „Hair“ die Londoner Theaterszene eroberte und mit Filmproduktionen wie „Jesus Christ Superstar“ und „Tommy“ Kasse machte,sicherte sich binnen 12 Stunden die Filmrechte für die Cohn-Geschichte. Ein wohlkalkulierter Entschluß, waren doch die Bee Gees ebenso wie der junge Sänger und Schauspieler John Travolta bei ihm exklusiv unter Vertrag.

John Travolta ist denn auch die ideale Besetzung der Titelfigur Tony Moreno. Seine Film-Story ist eher dürftig: Während der Woche arbeitet er, der noch bei seinen Eltern wohnt, in einem kleinen Farbengeschäft. „Nur Samstag Nacht“ verwandelt der sonst total angepaßte Jüngling in den coolen, unwiderstehlichen Typen, der in den Discotheken von Brooklyn der absolute Star auf dem Tanzparkett ist. In seiner Stammdisco, der „2001 Odyssee“, trifft er Stefanie, ein Mädchen, das es scheinbar geschafft hat, aus dem Arbeitermilieu von Brooklyn herauszukommen. Stefanie läßt Tony erst einmal abblitzen, wird aber dann doch noch von ihm überredet, für ein 500 Dollar Preistanzen zu trainieren. Während des gemeinsamen Trainings wird Tony klar, daß der unbefriedigende Job und die gelegentlichen Glücksgefühle auf der Discoszene nicht der eigentliche Sinn seines Lebens sein können. Die Brooklyn-Bridge über den Hudson-River ist sein Ziel: Hoch spannt sich die Stahlkonstruktion über die Filmleinwand als Symbol für den Weg nach Manhatten, hin zum besseren Leben. Am Ende kommt Tony tatsächlich auf die andere Seite; aber ob er es für immer schafft, sagt der Film nicht mehr.

Aber um der Story willen ist dieser Film eh nicht gedreht worden. Das Disco-Spektakel hat was vorhersehbar war – in den USA seit seiner Premiere im Dezember bereits 70 Millionen Dollar umgesetzt. Geradezu lächerlich wirken dagegen je drei Millionen Dollar Produktionskosten und Werbeetat. Zusätzlich erhält der Film eine starke Promotion durch die Rundfunksender und Discotheken, die den Soundtrack, der von den Bee Gees stammt, pausenlos spielen. Aber auch hierzulande müßte „Nur Samstag Nacht“ ein Erfolg werden. Denn trotz des kommerziellen Kalküls ist der Film das Spiegelbild der Disco-Generation, die gesellschaftlich angepaßt ihren Weg geht und in Krisenzeiten nur nach wirtschaftlicher Sicherheit und sozialem Aufstieg strebt. Im Grunde ist John Travolta typisch für eine ganze Jugend-Generation wie es auch Peter Fonda in „Easy Rider“ der sechziger Jahre war. So ändern sich die Zeiten…