ESC: Demonstrant deutet Morddrohung auf Parade an

Ein Mann richtete eine Drohgeste gen Kamera, vermutlich gegen die israelische Kandidatin Yuval Raphael.


Bei einer Veranstaltung im Rahmen des Eurovision Song Contest (ESC) in Basel, Schweiz, kam es zu einem Vorfall, der die israelische Delegation alarmierte.

Ein propalästinensischer Demonstrant zeigte eine als Morddrohung interpretierte Geste in Richtung der israelischen ESC-Kandidatin Yuval Raphael. Israels öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt KAN reichte daraufhin Anzeige bei der Schweizer Polizei ein, wie der „Spiegel“ berichtet.

Drohgeste und Spucken

In einem auf X geteilten Video des Senders KAN, der den ESC überträgt, soll der Demonstrant mit folgender Gestik eine Drohung angedeutet haben: Er fuhr sich mit der Hand waagerecht über den Hals – also als Andeutung des Kehledurchschneidens. Davor zeigte er einen Daumen nach unten. Zudem soll er in Richtung der israelischen Delegation gespuckt haben.

Die Schweizer Polizei bestätigte den Eingang der Beschwerde durch KAN, konnte jedoch bisher nicht eindeutig feststellen, wem die Geste tatsächlich galt. Israel interpretiere es als Drohung gegen die eigene Kandidatin, Yuval Raphael.

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Die 24-jährige Yuval Raphael, die Israel beim ESC 2025 vertritt, ist Überlebende des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023, bei dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker auf dem Nova-Musikfestival nahe der israelischen Grenze verübten. Raphael befand sich unter den Festivalbesucher:innen, konnte jedoch unverletzt entkommen. Die traumatischen Erlebnisse prägten die Sängerin und flossen in ihre musikalische Arbeit ein, die sie nun auf der ESC-Bühne präsentiert.

Reaktionen und weitere Maßnahmen

Nach Angaben der hebräischsprachigen Nachrichtenseite „ynet“ versammelten sich Dutzende, um gegen Raphaels Teilnahme am ESC zu protestieren. Das von KAN veröffentlichte Video zeigt mehrere antiisraelische Demonstranten bei dem Event. Der Sender wandte sich auch an die Europäische Rundfunkunion (EBU), um Unterstützung bei der Identifizierung des Demonstranten zu erhalten. Es wird erwartet, dass die EBU sich zeitnah zu dem Vorfall äußert.

Der Vorfall ereignete sich während der Eröffnungsparade des ESC in Basel, bei der die teilnehmenden Artists in der Stadt über einen türkisfarbenen Teppich gingen. Die Sicherheitsvorkehrungen für die israelische Delegation wurden nach dem Vorfall erhöht.

Forderungen nach Ausschluss Israels

Die Proteste gegen die Teilnahme Israels am ESC sind nicht neu. Bereits 2024 hatte es ähnliche Demonstrationen gegeben, als Israel trotz der angespannten Lage im Gazastreifen am Wettbewerb teilnahm. Auch in diesem Jahr sprachen sich 70 frühere ESC-Teilnehmer:innen sowie der Vorjahressieger Nemo für einen Ausschluss Israels aus. Die Forderungen begründen sie mit Israels Vorgehen im Krieg gegen Gaza, der als Reaktion auf die Hamas-Angriffe vom Oktober 2023 geführt wird.

Teilnahme Israels beim ESC auch in diesem Jahr umstritten

Die Teilnahme Israels am ESC bleibt auch 2025 der größte Streitpunkt des Wettbewerbs. Erst kürzlich wurde ein offener Brief veröffentlicht, unterzeichnet von mehr als 70 ehemaligen ESC-Teilnehmer:innen, die den Ausschluss Israels sowie des israelischen öffentlich-rechtlichen Senders KAN fordern. In dem Schreiben wird KAN direkt als „mitschuldig am israelischen Völkermord an den Palästinensern in Gaza sowie am jahrzehntelangen Apartheidregime und der militärischen Besetzung“ bezeichnet. Die Unterzeichner:innen argumentieren, dass der ESC nicht nur eine kulturelle Veranstaltung, sondern auch ein politisches Forum sei, in dem solche menschenrechtlichen Fragen berücksichtigt werden müssten.

Die EBU wies die Vorwürfe gegen Israels Teilnahme am ESC zurück. ESC-Direktor Martin Green sagte gegenüber „The Independent“, dass man die Sorgen wegen des Nahostkonflikts durchaus verstehe, aber gleichzeitig unterstrich, dass die EBU sich verpflichtet fühle, den ESC als Plattform für Vielfalt und Integration zu erhalten. Green erklärte außerdem, dass man den israelischen Sender KAN weiterhin unterstütze und den Wettbewerb nicht als politische Bühne sehe.