Fan-Clubs im Test – Götterboten


Nicki hat einen, Kylie Minogue — und Dieter Bohlen natürlich auch. Wer Fan-Club sagt, denkt automatisch an Autogrammadressen und aufgelöste Teenager. Falsch. Ob Bono, Prince oder Springsteen — auch "seriöse" Musiker wollen auf die heimlichen Helfer im Hintergrund nicht verzichten. ME/Sounds sprach mit den fanatischen Heinzelmännchen und untersuchte, was eigentlich Fan-Clubs bieten.

Eileen Murton ist 41, Sekretärin, verheiratet und wohnhaft im Londoner Stadtteil Croydon. Auf der Straße würde sich niemand nach der unscheinbaren Frau umdrehen. Sie trägt keine pfirsichfarbenen Hosen, und das verräterische Amulett mit dem Yin-Yang-Symbol baumelt auch nicht von ihrem Hals. Und doch ist Miss Murton Leiterin des einzigen offiziellen Prince-Fanclubs und Herausgeberin von „Controversy“, dem allein autorisierten Fan-Magazin.

Was um alles in der Welt bewegt nur diese mit beiden Beinen im Leben stehende Frau dazu, sich nach einem Acht-Stunden-Tag nochmal an den Computer zu setzen und Mitgliederfragen zu beantworten. Faxe an Plattenfirma und das Management im Paisley Park zu schicken, das 26-Seiten-Fanzine zusammenzustellen und sich schließlich noch den Sonntagnachmittag am Prince-„Hotline“-Telefon um die Ohren zu schlagen?

„ich habe nie für Prince als Mann geschwärmt“, erklärt Eileen. „Aber ich war von seiner Miisik und seinen tänzerischen Talenten von Anfang an begeistert,“ Substanzlose, oft genug sich widersprechende Zeitungsartikel brachten den damals 36jährigen Fan-Neuling Eileen dazu, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und Kontakt zu anderen Prince-Fans zu suchen. Als ihr der 32jährige Prince-Freak Chris Dawson vorschlug, zusammen ein Fanzine herauszugeben, war Eileens Antwort nur: „Was ist ein Fanzine?“

Sie lernte schnell und ihr Enthusiasmus war nicht zu bremsen. Auch wenn sie von der ersten „Controversy“-Ausgabe nur 60 Hefte verkaufte, ließ ihr Meister Prince pünktlich zur zehnten Nummer mitteilen, daß ihm die Fanzines gefielen. Als Eileen schließlich sowohl dem amerikanischen Fanclub „The New Breed“ als auch Princes Plattenfirma WEA den Kampf ansagte, weil sich beide nicht ausreichend um die Fans kümmerten, verlieh Paisley Park ihr die offiziellen Insignien, um fortan die Gefolgschaft des Prinzen zu regieren.

Eine Bedingung dafür stellte bezeichnenderweise nicht Paisley Park, sondern Eileen Murton: Sie würde trotz des neuerworbenen Status keinerlei Einflußnahme von Prince und Paisley Park auf das Fanzine dulden. Minneapolis ging auf die ungewöhnlichen Bedingungen ein. was bei Fanclubs, die exklusiv autorisiert sind, eher die Ausnahme ist. Meist sehen Musiker Fanclubs als verlängerten Arm und wollen folglich den Inhalt bestimmen.

Die Auflage von „Controversy“ ist mittlerweile von 60 auf ansehnliche 16.000 weltweit gestiegen. Die 16.000 Mitglieder des „Prince-Fan-Networks“, zwischen zehn und 68 Jahren alt, werden für 15 bis 19 Pfund (je nach Herkunftsland) zweimonatlich versorgt mit brandheißen News, unveröffentlichten Fotos, Songtexten, Briefkontakten und besonderen Angeboten wie etwa einer gemeinsamen Reise nach Minneapolis. Klingt verdächtig nach Wallfahrt, aber gegen diese Assoziation würde sich Frau Murton energisch wehren, betont sie doch: “ Im Grunde ist, Controversy‘ nur ein Fanzine, kein richtiger Fanclub.“

Zu dieser Bescheidenheit paßt auch ihre Antwort auf eine Einladung von Paisley Park: „Ich wollte Prince gar nicht besuchen. Das wäre mir viel zu Fan-mäßig. Wenn schon, dann möchte ich lieber mit Leuten, die ihn kennen, sprechen. Prince ist für mich kein Gott. Er ist nur ein Mann, der hart arbeitet.“

Weit weniger distanziert ist da das Verhältnis von Eileens ehemaligem Partner Chris Dawson, der in der Nähe von Leeds einen Plattenladen namens „Revolution“ betreibt. Chris gründete einfach seinen eigenen Prince-Fanclub, den er zunächst „Revolution“ und später „New Power Generation“ nannte und der heute rund 4500 Mitglieder hat. Anders als Eileen Murton war und ist Dawson ein schwärmerischer Phantast. Fasziniert von der Tatsache, am selben Tag wie Prince geboren zu sein, verstieg er sich mehr und mehr in seine Träume. Als ihn der Meister während der „Lovesexy“-Tour in London empfing, war es um Dawson vollends geschehen. Von Stund an spricht er nur noch über seinen „Glauben“, über „spirituelles Einvernehmen“ und „Opfer“, die er für Prince bringen will. Ein Opfer hat Dawson schon gebracht: Um das Fanzine „The Crystal Ball“ am Leben erhalten zu können, verkaufte er sein Haus…

Wie man am Beispiel von Eileen und Chris sieht, reicht das Spektrum der Gefühle innerhalb einer Fan-Gemeinde oft von respektvoller Verehrung des Künstlers bis hin zur leidenschaftlichen Vergötterung. Und daran ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Viel häufiger noch als unter den Anhängern desselben Künstlers klafft allerdings das Selbstverständnis der verschiedenen Fanclubs auseinander. Da gibt es die eindeutig von Bewunderung bis Vergötterung geprägten „echten“ Fanclubs ebenso wie die nüchterneren „Interessengemeinschaften“ gleichgesinnter Spezialisten, für die das Wörtchen Fan eher einen beleidigenden Beigeschmack hat.

Bei den „Echten“ gilt fast immer die Regel: „Je jünger und gutaussehender der Künstler, desto jünger und leidenschaftlicher sind auch die Fans“. Die Rolle der Musik ist sekundär; eine Chartplazierung gar nicht unbedingt notwendig. Bestes Beispiel: Die gelackten Bros-Zwillinge haben zwar seit über einem Jahr musikalisch nichts mehr auf die Reihe gekriegt (und waren auch zu ihren Best-Zeiten nie auf hohen Chart-Positionen zu finden), können aber dennoch auf eine treue und umfangreiche Gemeinde junger weiblicher Fans zurückblicken.

Da ist Liebe im Spiel: Die Mädchen probieren die Erotik einer ersten — platonischen — Liebe oft an einem Popstar aus. vor dem sie sich wegen dessen Unerreichbarkeit nicht schämen müssen. Hunderte von sehnsuchtsvollen Liebesbriefen an Teenie-Bands wie New Kids On The Block, die Woche für Woche bei den Jugendzeitschriften eingehen, legen davon ein deutliches Zeugnis ab. Dabei artikuliert sich ein romantisches Gemeinschaftsgefühl mit den anderen Fans oder — insgeheim — mit dem Star selbst: „Nur ich verstehe ihn wirklich.“ Solch geheimes Einvernehmen schafft das nötige Selbstbewußtsein im Kampf mit dem Erwachsenwerden.

Um ihrem Idol nahe sein zu können, scheuen viele Anhänger weder Kosten noch Mühe. Die Fangemeinde des kanadischen Grummel-Poeten Leonard Cohen beispielsweise ist zwar zahlenmäßig klein, macht diese quantitative Tatsache aber durch besondere Treue wett: Der harte Kern des Cohen-Clubs um Michael Lohse nimmt sich, wenn eine Tournee des Meisters ansteht, schon mal gerne eine Woche Urlaub, um jeden Abend live in den Konzerten dabei sein zu können.

Andererseits hört man gelegentlich auch von ungewöhnlichen Aktionen des Stars: Als ein Anhänger Van Morrisons heiraten wollte, suchte er per Notiz im Fanzine einen Kirchenmusiker, der Morrisons Werke spielen bei der Trauung spielen sollte. Als der fromme Ire das las, sorgte er für ein exquisites Hochzeitsgeschenk: Er tauchte höchstpersönlich zur Zeremonie auf, um dem jungen Paar seine Songs live mit auf den gemeinsamen Lebensweg zu geben.

Solche Kontakte bleiben indes doch eher die Ausnahme. Meistens legen sich die Fans mächtig ins Zeug, um in die Nähe ihrer Stars zu kommen. So muß Judith Heinrich, die Leiterin des A-Ha-Fanclubs, ihre teuren Reisen auf den Spuren der Band mit drei Nebenjobs finanzieren. Denn das Übernachten in Drei-Sterne-Hotels steht oft auf der Tagesordnung — „.so kann man nicht so leicht rausfliegen, wenn man den ganzen Tag in der Hotelhalle auf die Band wartet. “ Die Gymnasiastin aus Hamburg investiert jede freie Minute in den Fanclub — und inzwischen haben sich aus diesen Club-Aktivitäten so viele freundschaftliche Kontakte ergeben, daß Clubarbeit und Privatleben oft zusammenfallen, zumal auch die Redaktionsarbeit für das regelmäßig erscheinende Clubmagazin die Kontakte zwischen Judith in Hamburg und ihren Mitarbeiterinnen wie Kristina Grasse in München oder Judith von Arx in der Schweiz nicht einschlafen läßt.

Die Fan-Magazine, die mit kopierten Schreibmaschinenseiten und meist schlichtem Layout oft an Schülerzeitungen erinnern, bringen jede Menge Fotos und zum Teil sehr gute, aber auch rührend schlechte Zeichnungen der Stars. Rätsel und Songtexte, Briefkontakte, Kleinanzeigen und News über den oder die Angebeteten ergänzen die redaktionelle Palette. Der Input wird über Kontakte zu Management und Plattenfirma und zu Fans in anderen Teilen der Welt und nicht zuletzt durch die Auswertung der internationalen Medien herangeschafft. Nicht nur Judith Heinrich und ihre A-Ha-Anhänger arbeiten in dieser Hinsicht richtig professionell.

Aber auch am Merchandising läßt sich erkennen, was ein „richtiger“ Fanclub ist. Von eigenen T-Shirts über Briefpapier und Bettwäsche bis hin zu Schlüsselanhängern und privat geknipsten Foto-Packs bieten die Clubs alles, was das Fan-Herz begehrt.

Die Preise sind fair; T-Shirts beispielsweise kosten unter Freunden zehn bis 25 Mark.

Bei den reinen „Interessengemeinschaften“ beschränkt sich das Kaufangebot in der Hauptsache auf seltene Ton-Aufnahmen und Fachbücher — T-Shirts und andere Devotionalien sind kaum gefragt, denn man will nicht Schwärmerei für einen Künstler demonstrieren, sondern sich mit seinem Werk auseinandersetzen. Die Fanzines dieser Clubs kommen deshalb in sehr unterschiedlicher Aufmachung daher: Manche wie ,.Look Back“, der Newsletter für Bob Dylans Gemeinde, sind simpel gestrickt — nach dem Motto „Optik egal, Inhalt zählt“. Andere werden sehr anspruchsvoll mit Hochglanzpapier, hervorragender Druckqualität, gutem Layout und sogar mit Farbfotos produziert.

In Deutschland profiliert sich vor allem ein Fanclub mit einem professionell gestalteten Magazin: Die 1978 gegründete „Elvis-Presley-Gesellschaft e.V.“ nennt ihr Magazin „Graceland“. Das 52-Seiten-Heft mit vierfarbigem Umschlag versorgt den Elvis-Fan regelmäßig alle zwei Monate mit fundierten Neuigkeiten über den King und seine Musik. Statt den Star anzuhimmeln, hat dieses Magazin eher den Charakter eines lehrreichen Sachbuchs. Helmut Radermacher, Pressesprecher des Vereins, betont: „Wir wollen kein popeliges Fanclub-Magazin sein, sondern informative, fachlich richtige und von Profis geschriebene Artikel bringen. “ Unter den rund 2500 Mitgliedern des größten deutschen Fanclubs im Alter von zehn bis 88 Jahren finden sich einige „Profis“ aus der Musikszene, und auch Radermacher selber ist kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mitte der 60er Jahre versuchte sich der heute 48jährige Moderator von Radio Schleswig-Holstein selbst als Sänger und rockte unter dem Künstlernamen „Hei Rader“ durch Deutschland. Elvis-Freak Radennacher, der für Presleys Plattenfirma schon mehrere Kompilationen besorgte, hat sich längst als Koryphäe einen Namen gemacht.

Es gibt noch eine Reihe anderer berühmter Persönlichkeiten, deren Karriere sich als Folge ihrer Fan-Aktivitäten entwickelte. Jeffrey Lee Pierce von der Gruppe Gun Club beispielsweise leitete einst den Fanclub für Debbie Harry. Harald InHülsen, Untergrund-Kenner des Fachmagazins ME/Sounds, soll, so jedenfalls die Gerüchte, seine Energie und Leidenschaft in den 70er Jahren zur Vermehrung des Ruhms von Iggy Pop eingesetzt haben. Richtig Kapital aus dem Starkult schlug Daniel Sugerman, Autor der Jim-Morrison-Biografie „Keiner kommt hier lebend raus“: Mit 13 wurde Danny vom Doors-Management angeheuert, um sich um die Fanpost zu kümmern. Der Nebenjob des Schülers wuchs sich zur Leidenschaft aus und mündete schließlich in eine verkable Schriftsteller- und Spezialisten-Karriere.

Doch nur selten kommen die Fans ihren Stars so nahe wie Sugerman. Denn meistens werden in der Fanclub-Szene kleinere Brötchen — sozusagen in liebevoller Heimarbeit — gebacken. Denn da hat fast jeder Künstler seinen eigenen Club — von Axxis über Madonna bis Lüde & Die Astros und Prince. Seltsamerweise muß nur die deutsche Charts-Dreieinigkeit Grönemeyer, Westernhagen und BAP auf Fanclub-Unterstützung verzichten. Grönemeyer hatte zwar mal einen, aber der ist mittlerweile „zersplittert“, wie Ex-Leiterin Silvia Bins bedauert. Kann es denn sein, daß man sich ausgerechnet in Deutschland, wo es doch sonst von Vereinen nur so wimmelt, dem Vorurteil hingibt, das Wesen der Fanclubs liege nur im Teenie-Glück und Starschnitt-Poster?

In England jedenfalls sieht das anders aus. Da betreut beispielsweise Anthea Norman-Taylor den Opal-Newsletter, das regelmäßig erscheinende Magazin für alle Freunde von Brian Eno. Dieses Heft ist meilenweit von allem entfernt, was sich der deutsche Normalverbraucher unter Fanclub-News vorstellt. Zwar finden sich auch hier Hinweise auf neue Platten, Videos und auf Konzerte und Ausstellungen nicht nur von Eno selbst, sondern auch von seinen Kollegen, die wie er beim Opal-Label unter Vertrag stehen. Doch in erster Linie handelt es sich beim Opal-Magazin schon fast um ein kulturelles Diskussionsforum, das Eno regelmäßig mit philosophischen Betrachtungen über seine Arbeit aufwertet. Und wenn eine Hitliste auftaucht, dann sind es seine persönlichen Lieblingssongs, nicht etwa die Favoriten der Eno-Jünger.

Keine Probleme mit dem kulturellen Selbstverständnis hat auch Derek Barker, der regelmäßig 1800 Exemplare seines Fanzines „Isis — Dylan News“ unters Volk bringt. Die Optik von „Isis“ erinnert an eine Schulerzeitung — doch der Inhalt bietet geballte Information. Als reine Interessengemeinschaft würden es sich die Leser dieses Magazins allerdings verbitten, wenn man sie Fanclub nennen würde. Denn außer wenn es um Tausch oder Verkauf seltener Plattenpressungen geht, haben die Leser untereinander keinen Kontakt. Als Abonnenten erhalten sie lediglich regelmäßig ihr Dylan-Magazin wie andere die „Times“ oder „Newsweek“.

Wenn der eingefleischte Dylan-Verehrer aber erst einmal den „Telegraph“ im Briefkasten vorfindet, dann können ihn „Times“ oder „Newsweek“ sowieso nicht mehr reizen: Denn der Dylan-„Telegraph“ ist eigentlich kein Magazin mehr, sondern schon ein hochwertiges, 164 Seiten starkes Taschenbuch mit Hochglanz-Einband, erstklassigem Papier, guten Fotos und bis zu 33 Seiten langen Artikeln. Und das ist noch nicht einmal das Beste, was die Szene zu bieten hat: Die optischen Highlights bietet jedenfalls „Propaganda“, das englische „U 2 World Service Magazine“: mit Top-Fotos, unter anderem vom Kult-Fotografen Anton Corbijn, mit Hochglanzpapier, teurem Vierfarbdruck und professionellem Layout. Auch textlich hat „Propaganda“ einiges zu bieten: jede Menge Zitate und Interviews mit der Band, dazu Songtexte mit Kommentaren der Musiker.

Da stellt sich die Frage, woher Geld und Informationen kommen. Die Antwort liegt auf der Hand: Die Band autorisiert einen einzigen Fanclub und arbeitet intensiv mit ihm zusammen. So wäscht eine Hand die andere — der Künstler kann direkten Einfluß auf den Inhalt des Magazins nehmen; der Club wird direkt mit Infos und meist auch mit dem nötigen Kleingeld versorgt. Für die Musiker ergibt sich ein weiterer Nutzen: Fanclubs sind oft genug nicht nur der verlängerte Arm des Managements, sondern auch verkappte Hilfsorganisation in punkto Merchandising. Der geniale Colonel Tom Parker, Manager von Elvis Presley, erkannte diese Funktion des Fanclubs bereits Ende der 50er Jahre und baute sie zielstrebig aus. Elvis-Fotos, Elvis-Memorabilia, nicht zuletzt auch Sonderpressungen von Elvis-Platten, konnten zu Hunderttausenden in Auftrag gegeben werden, weil der Absatz in dieser Höhe von vornherein gewährleistet war. Eine straff organisierte Fanclub-Hierarchie sorgte dafür, daß die Einnahmen aus dem Merchandising schon bald einen nicht unbeträchtlichen Anteil am Gesamtumsatz des Elvis-Imperiums ausmachten.

Nach diesem Muster arbeiten auch die Eurythmics und Queen mit ihren Fanclubs zusammen. The Cure beschränkt sich auf Public Relation:

„Es ist manchmal schon etwas mühsam, den Newsletter jedes Mal erst an Robert Smith zu faxen und sein OK einholen zu müssen“, sagt Janie (30) vom „Cure International Information Service“. Aber dafiir bin ich stolz darauf, den einzigen offiziellen Cure-Fanclub zu leiten.“ Fünf bis zehn Stunden ihrer knapp bemessenen Freizeit investiert die Marketing-Managerin einer Londoner Plattenfirma jede Woche in ihr Hobby. Der Cure-Info-Service ist allerdings, wie der Name schon sagt, ein reiner Informationsdienst und kein Fanclub. Janie sammelt Fragen der Fans, leitet sie an Robert Smith weiter, der sie beantwortet, und stellt, wenn genug Stoff zusammengekommen ist, daraus ihren unregelmäßig erscheinenden Newsletter zusammen. Infos über Platten und Aktivitäten der Band runden den Service ab, der an rund 3000 Interessenten geht. Die Band übernimmt die Druckkosten des Info-Pakets, die sich für jede Ausgabe auf rund 1000 Pfund belaufen.

Janie würde sich nie ein Cure-Poster übers Bett hängen: „Da kriege ich ja Alpträume, wenn ich mal nachts aufwache!“ Vom Fankult-Gehabe versucht sie sich bewußt fernzuhalten — daß sie am liebsten in schwarzen Klamotten rumläuft, hat nur indirekt was mit The Cure zu tun: Janie steht nun mal auf Schwarz wie zufälligerweise ihre Lieblingsgruppe auch.

Was veranlaßt eigentlich die Fans dazu, sich im Club zu engagieren? Im deutschen Prince-Fanzine „Rundbrief macht sich die 22jährige Berliner Studentin Annette Pohlke darüber gründlich Gedanken: „Seit ich mich für Prince begeistere, bin ich im Grunde fest davon überzeugt, daß ich ihn, wenn ich ihn wirklich ernst nehmen will, nicht imitieren darf (denn nichts anderes ist der durchschnittliche Fankult), sondern daß ich etwas Eigenes, mir Gemäßes entwikkeln muß.“

Fans wie Anette Pohlke huldigen längst nicht mehr blind ihrem Musiker-Gott. Sie denken selbstkritisch über ihr Fan-Dasein nach. Sie nutzen den Fanclub als Informationsquelle und betrachten das Fanzine als Fachzeitschrift. Der Star kann sogar in den Hintergrund treten, wenn die Kontakte der Mitglieder untereinander wichtiger und enger werden als die Beschäftigung mit dem Künstler. Trotzdem sollte man die kommerzielle Bedeutung der Clubs nicht unterschätzen: Ganze Merchandising-Firmen, die Fanclubs gezielt anschreiben und ihr Sortiment vorstellen, leben von den treuen und kaufwütigen Fans.

Außerdem können rührige Fanclubs durch gezielte Briefaktionen in den Medien einen nicht unerheblichen Promotion-Effekt für ihren Künstler erzielen. Davon kann Hardrock-Lady Doro ein Lied singen: Sie veröffentlichte eine BEST OF-Kollektion. Ihr Düsseldorfer Fanclub hatte das Projekt angeregt und auch gleich die SongauswahJ getroffen. Die Chartsplazierung ließ nicht lange auf sich warten.

Da zeigt sich besonders schön, daß die Fanclubs als Mittler zwischen den Stars und ihren Anhängern eine sinnvolle Funktion ausüben.